Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.drigen Erdterrasse gelangten, wo Oswald, als er an "Du hast mir auf meine Frage noch immer nicht Melitta antwortete nicht; plötzlich sagte sie, schnell "Bist Du seit dem Sonntag in Barnewitz oft mit "Mit wem, Melitta?" "Nun mit -- mit Baron Oldenburg. Gott sei drigen Erdterraſſe gelangten, wo Oswald, als er an „Du haſt mir auf meine Frage noch immer nicht Melitta antwortete nicht; plötzlich ſagte ſie, ſchnell „Biſt Du ſeit dem Sonntag in Barnewitz oft mit „Mit wem, Melitta?“ „Nun mit — mit Baron Oldenburg. Gott ſei <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0072" n="62"/> drigen Erdterraſſe gelangten, wo Oswald, als er an<lb/> jenem Sonntag Nachmittag den Beſuch auf Berkow<lb/> machte, Melitta getroffen hatte. Sie ſetzten ſich unter<lb/> den Tannenbaum, der ſeine Aeſte ſchützend über ſie<lb/> breitete, auf eine der Bänke. Die Nacht war laut¬<lb/> los ſtill; die Bäume ſtanden unbeweglich, wie in tie¬<lb/> fem Schlaf; würziger Blumenduft erfüllte die warme<lb/> thauloſe Luft; Glühwürmchen irrten wie leuchtende<lb/> Sterne durch das Dunkel.</p><lb/> <p>„Du haſt mir auf meine Frage noch immer nicht<lb/> geantwortet, Melitta?“ ſagte Oswald, „was haben<lb/> denn die letzten acht Tage an mir verändert? bin ich<lb/> nicht mehr derſelbe, der ich war, nur daß die bittere<lb/> Reue, Dir weh gethan zu haben, meine Liebe zu Dir<lb/> nur noch tiefer und inniger gemacht hat?“</p><lb/> <p>Melitta antwortete nicht; plötzlich ſagte ſie, ſchnell<lb/> und leiſe:</p><lb/> <p>„Biſt Du ſeit dem Sonntag in Barnewitz oft mit<lb/> ihm zuſammengeweſen?“</p><lb/> <p>„Mit wem, Melitta?“</p><lb/> <p>„Nun mit — mit Baron Oldenburg. Gott ſei<lb/> Dank, nun iſt es endlich heraus! Es iſt recht kindiſch<lb/> und thöricht, daß ich mich bis jetzt ſtets geſträubt<lb/> habe, Oldenburgs zu erwähnen, und Dir zu ſagen,<lb/> welches meine Beziehungen zu dem Manne waren,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [62/0072]
drigen Erdterraſſe gelangten, wo Oswald, als er an
jenem Sonntag Nachmittag den Beſuch auf Berkow
machte, Melitta getroffen hatte. Sie ſetzten ſich unter
den Tannenbaum, der ſeine Aeſte ſchützend über ſie
breitete, auf eine der Bänke. Die Nacht war laut¬
los ſtill; die Bäume ſtanden unbeweglich, wie in tie¬
fem Schlaf; würziger Blumenduft erfüllte die warme
thauloſe Luft; Glühwürmchen irrten wie leuchtende
Sterne durch das Dunkel.
„Du haſt mir auf meine Frage noch immer nicht
geantwortet, Melitta?“ ſagte Oswald, „was haben
denn die letzten acht Tage an mir verändert? bin ich
nicht mehr derſelbe, der ich war, nur daß die bittere
Reue, Dir weh gethan zu haben, meine Liebe zu Dir
nur noch tiefer und inniger gemacht hat?“
Melitta antwortete nicht; plötzlich ſagte ſie, ſchnell
und leiſe:
„Biſt Du ſeit dem Sonntag in Barnewitz oft mit
ihm zuſammengeweſen?“
„Mit wem, Melitta?“
„Nun mit — mit Baron Oldenburg. Gott ſei
Dank, nun iſt es endlich heraus! Es iſt recht kindiſch
und thöricht, daß ich mich bis jetzt ſtets geſträubt
habe, Oldenburgs zu erwähnen, und Dir zu ſagen,
welches meine Beziehungen zu dem Manne waren,
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