Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.und doch fühlte ich, daß Du ein Recht hattest, es zu "Ich habe nicht, wie Du sagst, das Recht zu einer "Und ich versichre Dich," sagte Melitta, sich zärt¬ und doch fühlte ich, daß Du ein Recht hatteſt, es zu „Ich habe nicht, wie Du ſagſt, das Recht zu einer „Und ich verſichre Dich,“ ſagte Melitta, ſich zärt¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0073" n="63"/> und doch fühlte ich, daß Du ein Recht hatteſt, es zu<lb/> wiſſen, und daß ich die Pflicht habe, von meiner Ver¬<lb/> gangenheit, wo ſie Dir dunkel ſcheinen muß, den<lb/> Schleier zu heben. Dies Gefühl wurde zuletzt, be¬<lb/> ſonders, als ich ſeit geſtern wußte, daß Du mit dem<lb/> Baron auf einem intimen Fuße ſtandeſt, ſo ſtark,<lb/> daß ich Dich um jeden Preis hier zu haben wünſchte,<lb/> und da verfiel ich denn auf den kindiſch dummen<lb/> Einfall.“</p><lb/> <p>„Ich habe nicht, wie Du ſagſt, das Recht zu einer<lb/> ſolchen Neugier, Melitta;“ antwortete Oswald. Für<lb/> die Liebe, die Du mir gewährſt, muß ich dankbar ſein<lb/> und bin ich dankbar, wie für eine holde Gnade des<lb/> Himmels. Ja, ich geſtehe, es gab eine Zeit, wo<lb/> meine Liebe noch den Zweifel kannte, aber da war ſie<lb/> noch nicht die echte Liebe. Jetzt iſt es mir undenkbar,<lb/> ich könnte je aufhören Dich zu lieben, und Deine<lb/> Liebe könnte jemals aufhören. Ja, es iſt mir, als<lb/> ob dieſe Liebe, wie ſie ewig ſein wird, auch ſchon von<lb/> Ewigkeit geweſen wäre. Ob Du ſchon früher geliebt<lb/> haſt, ich weiß es nicht; es iſt möglich, aber ich verſtehe<lb/> es nicht und würde es nicht verſtehen, wenn Du es<lb/> mich auch ausdrücklich verſicherteſt.“</p><lb/> <p>„Und ich verſichre Dich,“ ſagte Melitta, ſich zärt¬<lb/> an den Geliebten ſchmiegend; „ich habe nie geliebt.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [63/0073]
und doch fühlte ich, daß Du ein Recht hatteſt, es zu
wiſſen, und daß ich die Pflicht habe, von meiner Ver¬
gangenheit, wo ſie Dir dunkel ſcheinen muß, den
Schleier zu heben. Dies Gefühl wurde zuletzt, be¬
ſonders, als ich ſeit geſtern wußte, daß Du mit dem
Baron auf einem intimen Fuße ſtandeſt, ſo ſtark,
daß ich Dich um jeden Preis hier zu haben wünſchte,
und da verfiel ich denn auf den kindiſch dummen
Einfall.“
„Ich habe nicht, wie Du ſagſt, das Recht zu einer
ſolchen Neugier, Melitta;“ antwortete Oswald. Für
die Liebe, die Du mir gewährſt, muß ich dankbar ſein
und bin ich dankbar, wie für eine holde Gnade des
Himmels. Ja, ich geſtehe, es gab eine Zeit, wo
meine Liebe noch den Zweifel kannte, aber da war ſie
noch nicht die echte Liebe. Jetzt iſt es mir undenkbar,
ich könnte je aufhören Dich zu lieben, und Deine
Liebe könnte jemals aufhören. Ja, es iſt mir, als
ob dieſe Liebe, wie ſie ewig ſein wird, auch ſchon von
Ewigkeit geweſen wäre. Ob Du ſchon früher geliebt
haſt, ich weiß es nicht; es iſt möglich, aber ich verſtehe
es nicht und würde es nicht verſtehen, wenn Du es
mich auch ausdrücklich verſicherteſt.“
„Und ich verſichre Dich,“ ſagte Melitta, ſich zärt¬
an den Geliebten ſchmiegend; „ich habe nie geliebt.
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