sich, unten auf dem Schloßhofe angekommen, auf den Rand des Brunnens der Najade, und überlegte, den Groschen in der Hand herumdrehend, ob er sich jetzt gleich die ganze Welt, oder vorläufig nur einen Stieg¬ litz kaufen sollte, den ihm ein anderer Bauerknabe heute Morgen zum Verkauf angeboten hatte?
Er mochte wol eine Viertelstunde da gesessen haben, bis er zuletzt, vom vielen Umherlaufen ermüdet, ein¬ nickte. So fand ihn Oswald, der von einem ein¬ samen Spaziergange zurückkehrte. Da das Bild des auf dem Rande des Brunnens schlafenden zerlumpten Knaben ihn interessirte, trat er näher. Der Knabe fuhr in die Höhe und rieb sich verwundert die Augen.
"Wie kommst Du hierher, Kleiner?" fragte Oswald.
"Mutter Clausen hat mich herschickt!" sagte jener, der in diesem Augenblick nicht wußte, ob er seine Be¬ stellung schon ausgerichtet hatte, oder nicht.
"Was ist mit Mutter Clausen?" fragte Oswald, der sofort ahnte, es müßte seiner alten Freundin etwas zugestoßen sein.
"Mutter Clausen hat mich herschickt," wiederholte der Knabe; "sie liegt auf den Tod, und läßt dem Herrn Candidaten sagen, er möchte --"
Mehr hörte Oswald nicht. -- Die gute, alte Frau, an der er im Anfang so lebhaftes Interesse nahm
ſich, unten auf dem Schloßhofe angekommen, auf den Rand des Brunnens der Najade, und überlegte, den Groſchen in der Hand herumdrehend, ob er ſich jetzt gleich die ganze Welt, oder vorläufig nur einen Stieg¬ litz kaufen ſollte, den ihm ein anderer Bauerknabe heute Morgen zum Verkauf angeboten hatte?
Er mochte wol eine Viertelſtunde da geſeſſen haben, bis er zuletzt, vom vielen Umherlaufen ermüdet, ein¬ nickte. So fand ihn Oswald, der von einem ein¬ ſamen Spaziergange zurückkehrte. Da das Bild des auf dem Rande des Brunnens ſchlafenden zerlumpten Knaben ihn intereſſirte, trat er näher. Der Knabe fuhr in die Höhe und rieb ſich verwundert die Augen.
„Wie kommſt Du hierher, Kleiner?“ fragte Oswald.
„Mutter Clauſen hat mich herſchickt!“ ſagte jener, der in dieſem Augenblick nicht wußte, ob er ſeine Be¬ ſtellung ſchon ausgerichtet hatte, oder nicht.
„Was iſt mit Mutter Clauſen?“ fragte Oswald, der ſofort ahnte, es müßte ſeiner alten Freundin etwas zugeſtoßen ſein.
„Mutter Clauſen hat mich herſchickt,“ wiederholte der Knabe; „ſie liegt auf den Tod, und läßt dem Herrn Candidaten ſagen, er möchte —“
Mehr hörte Oswald nicht. — Die gute, alte Frau, an der er im Anfang ſo lebhaftes Intereſſe nahm
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ſich, unten auf dem Schloßhofe angekommen, auf den
Rand des Brunnens der Najade, und überlegte, den
Groſchen in der Hand herumdrehend, ob er ſich jetzt
gleich die ganze Welt, oder vorläufig nur einen Stieg¬
litz kaufen ſollte, den ihm ein anderer Bauerknabe
heute Morgen zum Verkauf angeboten hatte?
Er mochte wol eine Viertelſtunde da geſeſſen haben,
bis er zuletzt, vom vielen Umherlaufen ermüdet, ein¬
nickte. So fand ihn Oswald, der von einem ein¬
ſamen Spaziergange zurückkehrte. Da das Bild des
auf dem Rande des Brunnens ſchlafenden zerlumpten
Knaben ihn intereſſirte, trat er näher. Der Knabe
fuhr in die Höhe und rieb ſich verwundert die Augen.
„Wie kommſt Du hierher, Kleiner?“ fragte Oswald.
„Mutter Clauſen hat mich herſchickt!“ ſagte jener,
der in dieſem Augenblick nicht wußte, ob er ſeine Be¬
ſtellung ſchon ausgerichtet hatte, oder nicht.
„Was iſt mit Mutter Clauſen?“ fragte Oswald,
der ſofort ahnte, es müßte ſeiner alten Freundin etwas
zugeſtoßen ſein.
„Mutter Clauſen hat mich herſchickt,“ wiederholte
der Knabe; „ſie liegt auf den Tod, und läßt dem
Herrn Candidaten ſagen, er möchte —“
Mehr hörte Oswald nicht. — Die gute, alte Frau,
an der er im Anfang ſo lebhaftes Intereſſe nahm
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/120>, abgerufen am 26.06.2024.
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