"Nun, ein wenig; ich will sagen so viel wie gar nicht. Ich war früher wol auf der Hasen- und Hühnerjagd nicht ganz unglücklich -- omen in nomine, ha, ha, ha! -- aber seitdem das Consistorium sich sehr energisch gegen diese lärmenden Vergnügungen ausgesprochen hat, liegt "das Eisen müßig in der Halle;" um mit dem Dichter zu sprechen.
"Du kannst jetzt, in Deiner Eigenschaft als Pro¬ fessor, der edlen Waidmannskunst wol wieder obliegen, Jäger;" sagte Primula. "Ha, ich denke es mir herr¬ lich, so mit vorgestreckter Pistole einem Wildschweine gegenüberzutreten . . ."
"Ich würde indessen Ihrem Herrn Gemal rathen, sich zu dieser Jagd mit einer Büchsflinte, und wo möglich auch einem Hirschfänger zu versehen," sagte Felix lachend; "aber im Ernst, Herr Professor, wollen Sie ein wenig mit mir nach der Scheibe schießen."
"Gewiß, gewiß!" rief der Pastor aufspringend; "ich stehe zu Ihren Diensten, zu Ihren Diensten."
Der Pastor war etwas blaß geworden; aus seiner Aufregung zu schließen, hätte man glauben sollen, es handle sich um ein Duell auf Leben und Tod.
"Willst Du nicht doch lieber bleiben?" sagte Pri¬ mula, welcher plötzlich die Sache in einem sehr be¬
„Nun, ein wenig; ich will ſagen ſo viel wie gar nicht. Ich war früher wol auf der Haſen- und Hühnerjagd nicht ganz unglücklich — omen in nomine, ha, ha, ha! — aber ſeitdem das Conſiſtorium ſich ſehr energiſch gegen dieſe lärmenden Vergnügungen ausgeſprochen hat, liegt „das Eiſen müßig in der Halle;“ um mit dem Dichter zu ſprechen.
„Du kannſt jetzt, in Deiner Eigenſchaft als Pro¬ feſſor, der edlen Waidmannskunſt wol wieder obliegen, Jäger;“ ſagte Primula. „Ha, ich denke es mir herr¬ lich, ſo mit vorgeſtreckter Piſtole einem Wildſchweine gegenüberzutreten . . .“
„Ich würde indeſſen Ihrem Herrn Gemal rathen, ſich zu dieſer Jagd mit einer Büchsflinte, und wo möglich auch einem Hirſchfänger zu verſehen,“ ſagte Felix lachend; „aber im Ernſt, Herr Profeſſor, wollen Sie ein wenig mit mir nach der Scheibe ſchießen.“
„Gewiß, gewiß!“ rief der Paſtor aufſpringend; „ich ſtehe zu Ihren Dienſten, zu Ihren Dienſten.“
Der Paſtor war etwas blaß geworden; aus ſeiner Aufregung zu ſchließen, hätte man glauben ſollen, es handle ſich um ein Duell auf Leben und Tod.
„Willſt Du nicht doch lieber bleiben?“ ſagte Pri¬ mula, welcher plötzlich die Sache in einem ſehr be¬
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„Nun, ein wenig; ich will ſagen ſo viel wie gar
nicht. Ich war früher wol auf der Haſen- und
Hühnerjagd nicht ganz unglücklich — omen in nomine,
ha, ha, ha! — aber ſeitdem das Conſiſtorium ſich
ſehr energiſch gegen dieſe lärmenden Vergnügungen
ausgeſprochen hat, liegt „das Eiſen müßig in der
Halle;“ um mit dem Dichter zu ſprechen.
„Du kannſt jetzt, in Deiner Eigenſchaft als Pro¬
feſſor, der edlen Waidmannskunſt wol wieder obliegen,
Jäger;“ ſagte Primula. „Ha, ich denke es mir herr¬
lich, ſo mit vorgeſtreckter Piſtole einem Wildſchweine
gegenüberzutreten . . .“
„Ich würde indeſſen Ihrem Herrn Gemal rathen,
ſich zu dieſer Jagd mit einer Büchsflinte, und wo
möglich auch einem Hirſchfänger zu verſehen,“ ſagte
Felix lachend; „aber im Ernſt, Herr Profeſſor, wollen
Sie ein wenig mit mir nach der Scheibe ſchießen.“
„Gewiß, gewiß!“ rief der Paſtor aufſpringend;
„ich ſtehe zu Ihren Dienſten, zu Ihren Dienſten.“
Der Paſtor war etwas blaß geworden; aus ſeiner
Aufregung zu ſchließen, hätte man glauben ſollen, es
handle ſich um ein Duell auf Leben und Tod.
„Willſt Du nicht doch lieber bleiben?“ ſagte Pri¬
mula, welcher plötzlich die Sache in einem ſehr be¬
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/176>, abgerufen am 16.07.2024.
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