Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861.Es war eine lange, bange Nacht für den unglück¬ Er erschrak, als er den Knaben erblickte, in dessen "Gieb mir Wasser!" rief Bruno, sobald Oswald "Um Gotteswillen, was ist dies, Bruno?" sagte Oswald, während der Knabe gierig von dem Wasser, Es war eine lange, bange Nacht für den unglück¬ Er erſchrak, als er den Knaben erblickte, in deſſen „Gieb mir Waſſer!“ rief Bruno, ſobald Oswald „Um Gotteswillen, was iſt dies, Bruno?“ ſagte Oswald, während der Knabe gierig von dem Waſſer, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0195" n="185"/> <p>Es war eine lange, bange Nacht für den unglück¬<lb/> lichen Knaben, dieſe kurze Sommernacht. Gegen Mor¬<lb/> gen ließ ihn die Müdigkeit in einen Zuſtand verfallen,<lb/> der ſich vom Wachen nur dadurch unterſchied, daß<lb/> noch fürchterlichere Bilder durch das Gehirn jagten.<lb/> Er fuhr, vom Schmerz geweckt wieder auf; er ver¬<lb/> ſuchte ſich zu erheben, um Oswald zu wecken, der in<lb/> dem Zimmer nebenan ſchlief (Malte ſchlief ſchon ſeit<lb/> Wochen unten), aber er vermochte es nicht. Endlich<lb/> — es dauerte lange, bis ſein Stolz ſich dazu ent¬<lb/> ſchließen konnte — rief er Oswald's Namen. Ein<lb/> paar Augenblicke ſpäter war Oswald an ſeinem Bette.<lb/></p> <p>Er erſchrak, als er den Knaben erblickte, in deſſen<lb/> Geſicht dieſe eine Nacht furchtbare Verwüſtungen an¬<lb/> gerichtet hatte. Das ſchwarze Haar hing in verwor¬<lb/> renen Locken über das bleiche Geſicht, die dunklen<lb/> Augen waren tief in den Kopf geſunken und glühten<lb/> im Fieber.</p><lb/> <p>„Gieb mir Waſſer!“ rief Bruno, ſobald Oswald<lb/> in ſeine Kammer trat.</p><lb/> <p>„Um Gotteswillen, was iſt dies, Bruno?“ ſagte</p><lb/> <p>Oswald, während der Knabe gierig von dem Waſſer,<lb/> das er ihm reichte, trank. „Warum haſt Du mich<lb/> nicht früher gerufen; ſo ſchlimm iſt der Anfall ja<lb/> noch nie geweſen.“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [185/0195]
Es war eine lange, bange Nacht für den unglück¬
lichen Knaben, dieſe kurze Sommernacht. Gegen Mor¬
gen ließ ihn die Müdigkeit in einen Zuſtand verfallen,
der ſich vom Wachen nur dadurch unterſchied, daß
noch fürchterlichere Bilder durch das Gehirn jagten.
Er fuhr, vom Schmerz geweckt wieder auf; er ver¬
ſuchte ſich zu erheben, um Oswald zu wecken, der in
dem Zimmer nebenan ſchlief (Malte ſchlief ſchon ſeit
Wochen unten), aber er vermochte es nicht. Endlich
— es dauerte lange, bis ſein Stolz ſich dazu ent¬
ſchließen konnte — rief er Oswald's Namen. Ein
paar Augenblicke ſpäter war Oswald an ſeinem Bette.
Er erſchrak, als er den Knaben erblickte, in deſſen
Geſicht dieſe eine Nacht furchtbare Verwüſtungen an¬
gerichtet hatte. Das ſchwarze Haar hing in verwor¬
renen Locken über das bleiche Geſicht, die dunklen
Augen waren tief in den Kopf geſunken und glühten
im Fieber.
„Gieb mir Waſſer!“ rief Bruno, ſobald Oswald
in ſeine Kammer trat.
„Um Gotteswillen, was iſt dies, Bruno?“ ſagte
Oswald, während der Knabe gierig von dem Waſſer,
das er ihm reichte, trank. „Warum haſt Du mich
nicht früher gerufen; ſo ſchlimm iſt der Anfall ja
noch nie geweſen.“
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