sollte." Oswald gerieth in Zorn über diese aberma¬ lige Verzögerung. Er begab sich sofort zum Baron, den er bei der übrigen Gesellschaft im Garten fand; sagte ihm, was vorgefallen sei und bat um die Er¬ laubniß, selbst in die Stadt reiten zu dürfen, damit endlich einmal etwas in dieser Sache geschehe.
"Ich verlasse Bruno ungern," sagte er, "aber ich sehe kein anderes Mittel."
"Die Krankheit wird ja so gefährlich nicht sein," sagte Anna-Maria.
"Das zu beurtheilen vermag ich so wenig, wie Sie;" erwiederte Oswald scharf; "mir erscheint Bru¬ no's Zustand bedenklich und ich halte es für meine Pflicht, diese meine Ansicht zur Geltung zu bringen, bis ich von Jemand, der ein Urtheil darüber hat, eines Andern belehrt werde."
"Kommen Sie!" sagte der alte Baron; "wir wollen den Jochen fortschicken. Sie brauchen nicht von Bruno zu gehen. Jochen ist ein verständiger Mensch; man kann sich auf ihn verlassen."
Oswald machte der Gesellschaft eine sehr förmliche Verbeugung und entfernte sich mit dem Baron.
"Es ist hübsch, wenn ein junger Mann ein so siche¬ res, festes Auftreten hat," sagte Pastor Jäger ironisch.
F. Spielhagen, Problematische Naturen. IV. 13
ſollte.“ Oswald gerieth in Zorn über dieſe aberma¬ lige Verzögerung. Er begab ſich ſofort zum Baron, den er bei der übrigen Geſellſchaft im Garten fand; ſagte ihm, was vorgefallen ſei und bat um die Er¬ laubniß, ſelbſt in die Stadt reiten zu dürfen, damit endlich einmal etwas in dieſer Sache geſchehe.
„Ich verlaſſe Bruno ungern,“ ſagte er, „aber ich ſehe kein anderes Mittel.“
„Die Krankheit wird ja ſo gefährlich nicht ſein,“ ſagte Anna-Maria.
„Das zu beurtheilen vermag ich ſo wenig, wie Sie;“ erwiederte Oswald ſcharf; „mir erſcheint Bru¬ no's Zuſtand bedenklich und ich halte es für meine Pflicht, dieſe meine Anſicht zur Geltung zu bringen, bis ich von Jemand, der ein Urtheil darüber hat, eines Andern belehrt werde.“
„Kommen Sie!“ ſagte der alte Baron; „wir wollen den Jochen fortſchicken. Sie brauchen nicht von Bruno zu gehen. Jochen iſt ein verſtändiger Menſch; man kann ſich auf ihn verlaſſen.“
Oswald machte der Geſellſchaft eine ſehr förmliche Verbeugung und entfernte ſich mit dem Baron.
„Es iſt hübſch, wenn ein junger Mann ein ſo ſiche¬ res, feſtes Auftreten hat,“ ſagte Paſtor Jäger ironiſch.
F. Spielhagen, Problematiſche Naturen. IV. 13
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ſollte.“ Oswald gerieth in Zorn über dieſe aberma¬
lige Verzögerung. Er begab ſich ſofort zum Baron,
den er bei der übrigen Geſellſchaft im Garten fand;
ſagte ihm, was vorgefallen ſei und bat um die Er¬
laubniß, ſelbſt in die Stadt reiten zu dürfen, damit
endlich einmal etwas in dieſer Sache geſchehe.
„Ich verlaſſe Bruno ungern,“ ſagte er, „aber ich
ſehe kein anderes Mittel.“
„Die Krankheit wird ja ſo gefährlich nicht ſein,“
ſagte Anna-Maria.
„Das zu beurtheilen vermag ich ſo wenig, wie
Sie;“ erwiederte Oswald ſcharf; „mir erſcheint Bru¬
no's Zuſtand bedenklich und ich halte es für meine
Pflicht, dieſe meine Anſicht zur Geltung zu bringen,
bis ich von Jemand, der ein Urtheil darüber hat, eines
Andern belehrt werde.“
„Kommen Sie!“ ſagte der alte Baron; „wir
wollen den Jochen fortſchicken. Sie brauchen nicht
von Bruno zu gehen. Jochen iſt ein verſtändiger
Menſch; man kann ſich auf ihn verlaſſen.“
Oswald machte der Geſellſchaft eine ſehr förmliche
Verbeugung und entfernte ſich mit dem Baron.
„Es iſt hübſch, wenn ein junger Mann ein ſo ſiche¬
res, feſtes Auftreten hat,“ ſagte Paſtor Jäger ironiſch.
F. Spielhagen, Problematiſche Naturen. IV. 13
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/203>, abgerufen am 17.06.2024.
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