Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861.konnte, ein einziges Wort über die Lippen zu bringen, "Was ist das?" sagte Oswald bebend; "narrt Es war ein schauerliches Lachen. Oswald sah Er hielt den Brief noch immer in seiner Hand. Und indem er so dachte, hatte er den Brief ent¬ Er war mit der Lectüre zu Ende . . . er saß, konnte, ein einziges Wort über die Lippen zu bringen, „Was iſt das?“ ſagte Oswald bebend; „narrt Es war ein ſchauerliches Lachen. Oswald ſah Er hielt den Brief noch immer in ſeiner Hand. Und indem er ſo dachte, hatte er den Brief ent¬ Er war mit der Lectüre zu Ende . . . er ſaß, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0213" n="203"/> konnte, ein einziges Wort über die Lippen zu bringen,<lb/> war das junge Mädchen ſchon die Treppe, die von<lb/> dieſer Stelle in den Garten führte, hinab und eilte<lb/> durch die blumenreichen Beete dem Schloſſe zu.</p><lb/> <p>„Was iſt das?“ ſagte Oswald bebend; „narrt<lb/> mich denn ein Traum? Melitta zurück? und jetzt<lb/> zurück — gerade jetzt? ha, ha, ha!“</p><lb/> <p>Es war ein ſchauerliches Lachen. Oswald ſah<lb/> ſich erſchrocken um, ob ein Andrer gelacht habe, ein<lb/> ſchadenfroher Dämon, der ſich an ſeiner Qual weidete.</p><lb/> <p>Er hielt den Brief noch immer in ſeiner Hand.<lb/> Es war ihm, als ob er erſt, wenn er dieſen Brief<lb/> leſe, Melitta ganz verlieren, erſt jetzt das letzte Band,<lb/> das ihn an Melitta feſſelte, zerreißen würde. Für<lb/> einen Augenblick erſchien ihm Helene wie eine ſchöne<lb/> Teufelin, die an ihn herangetreten ſei, ihn zu ver¬<lb/> ſuchen . . . Wenn er dieſen Brief ungeleſen ver¬<lb/> brannte? konnte dann nicht Alles gut werden? Konnte<lb/> ihm Melitta nicht doch erhalten bleiben? . . .</p><lb/> <p>Und indem er ſo dachte, hatte er den Brief ent¬<lb/> faltet und ihn zu leſen begonnen . . .</p><lb/> <p>Er war mit der Lectüre zu Ende . . . er ſaß,<lb/> den Kopf in die Hand geſtützt in der Ecke der Bank,<lb/> auf die er ſich, ohne zu wiſſen, was er that, geſetzt<lb/> hatte . . . Vor ihm auf dem Erdboden ſpielten die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [203/0213]
konnte, ein einziges Wort über die Lippen zu bringen,
war das junge Mädchen ſchon die Treppe, die von
dieſer Stelle in den Garten führte, hinab und eilte
durch die blumenreichen Beete dem Schloſſe zu.
„Was iſt das?“ ſagte Oswald bebend; „narrt
mich denn ein Traum? Melitta zurück? und jetzt
zurück — gerade jetzt? ha, ha, ha!“
Es war ein ſchauerliches Lachen. Oswald ſah
ſich erſchrocken um, ob ein Andrer gelacht habe, ein
ſchadenfroher Dämon, der ſich an ſeiner Qual weidete.
Er hielt den Brief noch immer in ſeiner Hand.
Es war ihm, als ob er erſt, wenn er dieſen Brief
leſe, Melitta ganz verlieren, erſt jetzt das letzte Band,
das ihn an Melitta feſſelte, zerreißen würde. Für
einen Augenblick erſchien ihm Helene wie eine ſchöne
Teufelin, die an ihn herangetreten ſei, ihn zu ver¬
ſuchen . . . Wenn er dieſen Brief ungeleſen ver¬
brannte? konnte dann nicht Alles gut werden? Konnte
ihm Melitta nicht doch erhalten bleiben? . . .
Und indem er ſo dachte, hatte er den Brief ent¬
faltet und ihn zu leſen begonnen . . .
Er war mit der Lectüre zu Ende . . . er ſaß,
den Kopf in die Hand geſtützt in der Ecke der Bank,
auf die er ſich, ohne zu wiſſen, was er that, geſetzt
hatte . . . Vor ihm auf dem Erdboden ſpielten die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |