sterben? ja! -- dann, Oswald, eine Bitte; ich will es Dir in's Ohr sagen."
Oswald beugte sich über ihn.
Er erhob sich und ging nach der Thür. Olden¬ burg war ihm gefolgt.
"Ich weiß, was Bruno will!" sagte er; "er hat in seinen Phantasien schon hundert Mal nach ihr verlangt; ich will sie rufen. Es ist ja eines Ster¬ benden letzte Bitte."
Er entfernte sich, Oswald trat wieder an das Bett.
"Kommt sie?"
"Ja."
"Lege mir das Kopfkissen etwas höher, Oswald, und stelle die Lampe da hin, daß der Schein über mich weg, gerade auf sie fällt. Danke, so ist es recht."
"Sie kommt nicht -- doch! war das nicht ihre Stimme? schraube die Lampe tiefer, Oswald -- es wird ja so hell im Zimmer . . . Helene!"
Ein seliges Lächeln flog über sein Gesicht.
"Helene! wie bleich Du bist! und doch wie schön! gieb mir die Rose an Deinem Busen! o, weine nicht! laß mich Deine Hand küssen, Helene!"
Helene neigte sich zu ihm und küßte ihn auf den Mund.
ſterben? ja! — dann, Oswald, eine Bitte; ich will es Dir in's Ohr ſagen.“
Oswald beugte ſich über ihn.
Er erhob ſich und ging nach der Thür. Olden¬ burg war ihm gefolgt.
„Ich weiß, was Bruno will!“ ſagte er; „er hat in ſeinen Phantaſien ſchon hundert Mal nach ihr verlangt; ich will ſie rufen. Es iſt ja eines Ster¬ benden letzte Bitte.“
Er entfernte ſich, Oswald trat wieder an das Bett.
„Kommt ſie?“
„Ja.“
„Lege mir das Kopfkiſſen etwas höher, Oswald, und ſtelle die Lampe da hin, daß der Schein über mich weg, gerade auf ſie fällt. Danke, ſo iſt es recht.“
„Sie kommt nicht — doch! war das nicht ihre Stimme? ſchraube die Lampe tiefer, Oswald — es wird ja ſo hell im Zimmer . . . Helene!“
Ein ſeliges Lächeln flog über ſein Geſicht.
„Helene! wie bleich Du biſt! und doch wie ſchön! gieb mir die Roſe an Deinem Buſen! o, weine nicht! laß mich Deine Hand küſſen, Helene!“
Helene neigte ſich zu ihm und küßte ihn auf den Mund.
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ſterben? ja! — dann, Oswald, eine Bitte; ich will
es Dir in's Ohr ſagen.“
Oswald beugte ſich über ihn.
Er erhob ſich und ging nach der Thür. Olden¬
burg war ihm gefolgt.
„Ich weiß, was Bruno will!“ ſagte er; „er
hat in ſeinen Phantaſien ſchon hundert Mal nach ihr
verlangt; ich will ſie rufen. Es iſt ja eines Ster¬
benden letzte Bitte.“
Er entfernte ſich, Oswald trat wieder an das Bett.
„Kommt ſie?“
„Ja.“
„Lege mir das Kopfkiſſen etwas höher, Oswald,
und ſtelle die Lampe da hin, daß der Schein über mich
weg, gerade auf ſie fällt. Danke, ſo iſt es recht.“
„Sie kommt nicht — doch! war das nicht ihre
Stimme? ſchraube die Lampe tiefer, Oswald — es
wird ja ſo hell im Zimmer . . . Helene!“
Ein ſeliges Lächeln flog über ſein Geſicht.
„Helene! wie bleich Du biſt! und doch wie ſchön!
gieb mir die Roſe an Deinem Buſen! o, weine nicht!
laß mich Deine Hand küſſen, Helene!“
Helene neigte ſich zu ihm und küßte ihn auf den
Mund.
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/294>, abgerufen am 12.01.2025.
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