Zügel. Kutscher und Reitknecht unterhielten sich nur im halblauten Ton, als ob sie den alten Mann mit dem langen eisgrauen Schnurbart, der auf einem der Prellsteine an der Kirchhofsthür saß und von Zeit zu Zeit die tiefliegenden ernsten Augen durch das Gitter der Thür auf die in dem Lindengange auf und ab Wandelnden wandte, in seinen Betrachtungen nicht stören wollten.
Die auf und ab Wandelnden waren Melitta und Oldenburg. Melitta war nicht in Trauer, aber ihr liebes schönes Gesicht hatte einen Ausdruck von Schwer¬ muth, den man wohl früher nicht darin gesehen hatte. Selbst das Lächeln, mit welchem sie manche Bemer¬ kung ihres Begleiters beantwortete, war nicht das alte, freudige -- es war wie die Sonnenblicke heute aus den trüben melancholischen Wolken.
"Und Sie wollen wirklich fort?" fragte sie, eine Pause, die in dem Gespräche eingetreten war, unter¬ brechend.
"Ich ritt nach Berkow hinüber, Ihnen meinen Abschiedsbesuch zu machen, und Sie zu fragen, ob Sie noch irgend Befehle für mich hätten. Daß dies keine leere Form war, können Sie daraus sehen, daß ich Ihnen, als ich Sie nicht fand, hierher auf den
Zügel. Kutſcher und Reitknecht unterhielten ſich nur im halblauten Ton, als ob ſie den alten Mann mit dem langen eisgrauen Schnurbart, der auf einem der Prellſteine an der Kirchhofsthür ſaß und von Zeit zu Zeit die tiefliegenden ernſten Augen durch das Gitter der Thür auf die in dem Lindengange auf und ab Wandelnden wandte, in ſeinen Betrachtungen nicht ſtören wollten.
Die auf und ab Wandelnden waren Melitta und Oldenburg. Melitta war nicht in Trauer, aber ihr liebes ſchönes Geſicht hatte einen Ausdruck von Schwer¬ muth, den man wohl früher nicht darin geſehen hatte. Selbſt das Lächeln, mit welchem ſie manche Bemer¬ kung ihres Begleiters beantwortete, war nicht das alte, freudige — es war wie die Sonnenblicke heute aus den trüben melancholiſchen Wolken.
„Und Sie wollen wirklich fort?“ fragte ſie, eine Pauſe, die in dem Geſpräche eingetreten war, unter¬ brechend.
„Ich ritt nach Berkow hinüber, Ihnen meinen Abſchiedsbeſuch zu machen, und Sie zu fragen, ob Sie noch irgend Befehle für mich hätten. Daß dies keine leere Form war, können Sie daraus ſehen, daß ich Ihnen, als ich Sie nicht fand, hierher auf den
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Zügel. Kutſcher und Reitknecht unterhielten ſich nur
im halblauten Ton, als ob ſie den alten Mann mit
dem langen eisgrauen Schnurbart, der auf einem der
Prellſteine an der Kirchhofsthür ſaß und von Zeit zu
Zeit die tiefliegenden ernſten Augen durch das Gitter
der Thür auf die in dem Lindengange auf und ab
Wandelnden wandte, in ſeinen Betrachtungen nicht
ſtören wollten.
Die auf und ab Wandelnden waren Melitta und
Oldenburg. Melitta war nicht in Trauer, aber ihr
liebes ſchönes Geſicht hatte einen Ausdruck von Schwer¬
muth, den man wohl früher nicht darin geſehen hatte.
Selbſt das Lächeln, mit welchem ſie manche Bemer¬
kung ihres Begleiters beantwortete, war nicht das
alte, freudige — es war wie die Sonnenblicke heute
aus den trüben melancholiſchen Wolken.
„Und Sie wollen wirklich fort?“ fragte ſie, eine
Pauſe, die in dem Geſpräche eingetreten war, unter¬
brechend.
„Ich ritt nach Berkow hinüber, Ihnen meinen
Abſchiedsbeſuch zu machen, und Sie zu fragen, ob
Sie noch irgend Befehle für mich hätten. Daß dies
keine leere Form war, können Sie daraus ſehen, daß
ich Ihnen, als ich Sie nicht fand, hierher auf den
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/297>, abgerufen am 23.12.2024.
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