"Sie reiste ein paar Stunden vor dem Duell mit ihrem Vater nach Grünwald. Ich glaube, man will das Mädchen dort in einer Art von anständiger Ver¬ bannung lassen, bis eine Aussöhnung mit der Mutter zu Stande gebracht werden kann. Das wird aber lange dauern. Die gute Frau ist vorläufig ganz au¬ ßer sich, und nur die Vorstellungen Cloten's und An¬ derer, daß Felix durchaus der Beleidiger gewesen ist, und durch sein Betragen das Duell unvermeidlich ge¬ macht hat, haben sie verhindert, Himmel und Hölle und die ganze Polizei gegen Oswald in Bewegung zu setzen."
"Und -- Oswald?"
"Ich denke, er hat Dir geschrieben?"
"Ja, aber nichts über seine Pläne für die Zu¬ kunft."
"Von denen weiß auch ich nichts. Wir haben kaum drei Worte mit einander gewechselt. Ich weiß nur, daß er, um den Ausgang des Duells abzuwarten, sich während dieser letzten Tage in B. beim Doctor Braun aufgehalten hat. Ich freue mich über diese Wahl seines neuen Freundes. Braun scheint ein eben so liebenswürdiger, wie geistreicher und verständiger
„Und Helene?“
„Sie reiſte ein paar Stunden vor dem Duell mit ihrem Vater nach Grünwald. Ich glaube, man will das Mädchen dort in einer Art von anſtändiger Ver¬ bannung laſſen, bis eine Ausſöhnung mit der Mutter zu Stande gebracht werden kann. Das wird aber lange dauern. Die gute Frau iſt vorläufig ganz au¬ ßer ſich, und nur die Vorſtellungen Cloten's und An¬ derer, daß Felix durchaus der Beleidiger geweſen iſt, und durch ſein Betragen das Duell unvermeidlich ge¬ macht hat, haben ſie verhindert, Himmel und Hölle und die ganze Polizei gegen Oswald in Bewegung zu ſetzen.“
„Und — Oswald?“
„Ich denke, er hat Dir geſchrieben?“
„Ja, aber nichts über ſeine Pläne für die Zu¬ kunft.“
„Von denen weiß auch ich nichts. Wir haben kaum drei Worte mit einander gewechſelt. Ich weiß nur, daß er, um den Ausgang des Duells abzuwarten, ſich während dieſer letzten Tage in B. beim Doctor Braun aufgehalten hat. Ich freue mich über dieſe Wahl ſeines neuen Freundes. Braun ſcheint ein eben ſo liebenswürdiger, wie geiſtreicher und verſtändiger
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0302"n="292"/><p>„Und Helene?“</p><lb/><p>„Sie reiſte ein paar Stunden vor dem Duell mit<lb/>
ihrem Vater nach Grünwald. Ich glaube, man will<lb/>
das Mädchen dort in einer Art von anſtändiger Ver¬<lb/>
bannung laſſen, bis eine Ausſöhnung mit der Mutter<lb/>
zu Stande gebracht werden kann. Das wird aber<lb/>
lange dauern. Die gute Frau iſt vorläufig ganz au¬<lb/>
ßer ſich, und nur die Vorſtellungen Cloten's und An¬<lb/>
derer, daß Felix durchaus der Beleidiger geweſen iſt,<lb/>
und durch ſein Betragen das Duell unvermeidlich ge¬<lb/>
macht hat, haben ſie verhindert, Himmel und Hölle<lb/>
und die ganze Polizei gegen Oswald in Bewegung<lb/>
zu ſetzen.“</p><lb/><p>„Und — Oswald?“</p><lb/><p>„Ich denke, er hat Dir geſchrieben?“</p><lb/><p>„Ja, aber nichts über ſeine Pläne für die Zu¬<lb/>
kunft.“</p><lb/><p>„Von denen weiß auch ich nichts. Wir haben<lb/>
kaum drei Worte mit einander gewechſelt. Ich weiß<lb/>
nur, daß er, um den Ausgang des Duells abzuwarten,<lb/>ſich während dieſer letzten Tage in B. beim Doctor<lb/>
Braun aufgehalten hat. Ich freue mich über dieſe<lb/>
Wahl ſeines neuen Freundes. Braun ſcheint ein eben<lb/>ſo liebenswürdiger, wie geiſtreicher und verſtändiger<lb/></p></div></body></text></TEI>
[292/0302]
„Und Helene?“
„Sie reiſte ein paar Stunden vor dem Duell mit
ihrem Vater nach Grünwald. Ich glaube, man will
das Mädchen dort in einer Art von anſtändiger Ver¬
bannung laſſen, bis eine Ausſöhnung mit der Mutter
zu Stande gebracht werden kann. Das wird aber
lange dauern. Die gute Frau iſt vorläufig ganz au¬
ßer ſich, und nur die Vorſtellungen Cloten's und An¬
derer, daß Felix durchaus der Beleidiger geweſen iſt,
und durch ſein Betragen das Duell unvermeidlich ge¬
macht hat, haben ſie verhindert, Himmel und Hölle
und die ganze Polizei gegen Oswald in Bewegung
zu ſetzen.“
„Und — Oswald?“
„Ich denke, er hat Dir geſchrieben?“
„Ja, aber nichts über ſeine Pläne für die Zu¬
kunft.“
„Von denen weiß auch ich nichts. Wir haben
kaum drei Worte mit einander gewechſelt. Ich weiß
nur, daß er, um den Ausgang des Duells abzuwarten,
ſich während dieſer letzten Tage in B. beim Doctor
Braun aufgehalten hat. Ich freue mich über dieſe
Wahl ſeines neuen Freundes. Braun ſcheint ein eben
ſo liebenswürdiger, wie geiſtreicher und verſtändiger
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/302>, abgerufen am 26.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.