Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796.weich, mein Gewissen quälte mich, wenn ich aber Auf einstimmigen Befehl des Raths ward nun weich, mein Gewiſſen quaͤlte mich, wenn ich aber Auf einſtimmigen Befehl des Raths ward nun <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0151" n="137"/> weich, mein Gewiſſen quaͤlte mich, wenn ich aber<lb/> wieder die ſchoͤnen Sachen anblickte, ſo wich alles<lb/> Mitleid, und ich dachte: beſſer du, als ich! Der<lb/> Rath forſchte nun auf's genauſte: ob ſie nicht<lb/> mehr Gehuͤlfen hatten, und ob nicht vielleicht,<lb/> was allerdings wahrſcheinlich wurde — der Bal-<lb/> bier mit ihnen einverſtanden ſei? Aber alle be-<lb/> theuerten hoch, daß niemand die geringſte Wiſſen-<lb/> ſchaft davon gehabt habe, und verſicherten uͤber-<lb/> dies, daß ſie gewiß jeden Theilnehmer willig nen-<lb/> nen wuͤrden, da dies ihre Strafe wohl lindern,<lb/> aber nicht vermehren koͤnne. Wie es uͤbrigens<lb/> moͤglich geweſen, daß der Balbier mit einem Eide<lb/> beſtaͤtigen konnte, daß er bei Friedrichen geſehen<lb/> habe, was er doch nur bei ihnen geſehen hatte,<lb/> muͤſſe er nun ſelbſt erklaͤren; ihnen ſei es ſtets ein<lb/> Wunder geblieben, auch haͤtte der Schloſſer ihm<lb/> am andern Tage ſogleich die Kundſchaft unter dem<lb/> Vorwande, daß er ſich ſelbſt balbieren werde,<lb/> aufſagen laſſen, damit er nie mehr Gelegenheit<lb/> habe, ſich bei einem Beſuche eines beſſern zu er-<lb/> innern. Alle verſicherten endlich, daß ſie von die-<lb/> ſer Zeit an dem Balbier abſichtlich ausgewichen<lb/> waͤren, und nie ein Wort mehr mit ihm geſpro-<lb/> chen haͤtten.</p><lb/> <p>Auf einſtimmigen Befehl des Raths ward nun<lb/> nach dem Balbier geſandt, auch mußte das Ge-<lb/> richt ſich an den Ort verfuͤgen, wo die Verbre-<lb/> cher die Stuͤcke der eiſernen Kaſſe in den Fluß<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [137/0151]
weich, mein Gewiſſen quaͤlte mich, wenn ich aber
wieder die ſchoͤnen Sachen anblickte, ſo wich alles
Mitleid, und ich dachte: beſſer du, als ich! Der
Rath forſchte nun auf's genauſte: ob ſie nicht
mehr Gehuͤlfen hatten, und ob nicht vielleicht,
was allerdings wahrſcheinlich wurde — der Bal-
bier mit ihnen einverſtanden ſei? Aber alle be-
theuerten hoch, daß niemand die geringſte Wiſſen-
ſchaft davon gehabt habe, und verſicherten uͤber-
dies, daß ſie gewiß jeden Theilnehmer willig nen-
nen wuͤrden, da dies ihre Strafe wohl lindern,
aber nicht vermehren koͤnne. Wie es uͤbrigens
moͤglich geweſen, daß der Balbier mit einem Eide
beſtaͤtigen konnte, daß er bei Friedrichen geſehen
habe, was er doch nur bei ihnen geſehen hatte,
muͤſſe er nun ſelbſt erklaͤren; ihnen ſei es ſtets ein
Wunder geblieben, auch haͤtte der Schloſſer ihm
am andern Tage ſogleich die Kundſchaft unter dem
Vorwande, daß er ſich ſelbſt balbieren werde,
aufſagen laſſen, damit er nie mehr Gelegenheit
habe, ſich bei einem Beſuche eines beſſern zu er-
innern. Alle verſicherten endlich, daß ſie von die-
ſer Zeit an dem Balbier abſichtlich ausgewichen
waͤren, und nie ein Wort mehr mit ihm geſpro-
chen haͤtten.
Auf einſtimmigen Befehl des Raths ward nun
nach dem Balbier geſandt, auch mußte das Ge-
richt ſich an den Ort verfuͤgen, wo die Verbre-
cher die Stuͤcke der eiſernen Kaſſe in den Fluß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |