Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796.ne Husaren Trotz zu bieten; da ich aber voraus ne Huſaren Trotz zu bieten; da ich aber voraus <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0186" n="172"/> ne Huſaren Trotz zu bieten; da ich aber voraus<lb/> ſah, daß dies ihn und mich in die groͤßte Gefahr<lb/> ſtuͤrzen koͤnnte, ſo bat ich ihn dringend, auf an-<lb/> dre Rettungsmittel zu denken. Karl fand ſie<lb/> bald, er hatte eine alte, aber arme Tante zu<lb/> Wien, ſie ſtand bei der Monarchin in Gnaden,<lb/> wurde oft von ihr angehoͤrt, und hatte ihm ſelbſt<lb/> durch ihr Vorwort die Lieutenantsſtelle beim Re-<lb/> gimente verſchaft, er beſchloß, dieſer ſogleich alles<lb/> zu ſchreiben, und mich ihrem Schutze zu empfeh-<lb/> len. Der Brief war bald fertig, aber nicht ſo<lb/> bald entſchieden; wie ich unerkannt aus der Stadt,<lb/> und unverfolgt bis Wien gelangen koͤnne? Karl<lb/> hatte zwar einen Bagagewagen nebſt Pferden und<lb/> Kutſcher bei ſich, er verſicherte mich, daß er die-<lb/> ſen zur Noth auf einige Wochen entbehren koͤnne,<lb/> aber der Wagen ſtand in der Vorſtadt, und ich<lb/> konnte bis dahin nicht ohne Entdeckung gelangen.<lb/> Endlich fand ſeine Erfindungskraft auch hier ein<lb/> Mittel, ich mußte mich ſogleich entſchließen, eine<lb/> Uniform von ihm anzuziehen; wie ich mit meinem<lb/> Anzuge fertig war, fieng eben der Tag an zu<lb/> grauen. Er befahl ſeinem Bedienten, uns in ei-<lb/> ner kurzen Zeit mit meinen Kleidern nach zu fol-<lb/> gen, fuͤhrte mich nun kuͤhn die Treppe hinab,<lb/> und zum Hauſe hinaus. Die lauſchenden Waͤch-<lb/> ter wichen ehrerbietig zuruͤck, als ſie zwei Huſa-<lb/> ren Arm in Arm gehen ſahen, und wir kamen<lb/> gluͤcklich in der Vorſtadt an. Sein Kutſcher, ein<lb/> treuer Kerl, verſprach, mich eben ſo gluͤcklich nach<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [172/0186]
ne Huſaren Trotz zu bieten; da ich aber voraus
ſah, daß dies ihn und mich in die groͤßte Gefahr
ſtuͤrzen koͤnnte, ſo bat ich ihn dringend, auf an-
dre Rettungsmittel zu denken. Karl fand ſie
bald, er hatte eine alte, aber arme Tante zu
Wien, ſie ſtand bei der Monarchin in Gnaden,
wurde oft von ihr angehoͤrt, und hatte ihm ſelbſt
durch ihr Vorwort die Lieutenantsſtelle beim Re-
gimente verſchaft, er beſchloß, dieſer ſogleich alles
zu ſchreiben, und mich ihrem Schutze zu empfeh-
len. Der Brief war bald fertig, aber nicht ſo
bald entſchieden; wie ich unerkannt aus der Stadt,
und unverfolgt bis Wien gelangen koͤnne? Karl
hatte zwar einen Bagagewagen nebſt Pferden und
Kutſcher bei ſich, er verſicherte mich, daß er die-
ſen zur Noth auf einige Wochen entbehren koͤnne,
aber der Wagen ſtand in der Vorſtadt, und ich
konnte bis dahin nicht ohne Entdeckung gelangen.
Endlich fand ſeine Erfindungskraft auch hier ein
Mittel, ich mußte mich ſogleich entſchließen, eine
Uniform von ihm anzuziehen; wie ich mit meinem
Anzuge fertig war, fieng eben der Tag an zu
grauen. Er befahl ſeinem Bedienten, uns in ei-
ner kurzen Zeit mit meinen Kleidern nach zu fol-
gen, fuͤhrte mich nun kuͤhn die Treppe hinab,
und zum Hauſe hinaus. Die lauſchenden Waͤch-
ter wichen ehrerbietig zuruͤck, als ſie zwei Huſa-
ren Arm in Arm gehen ſahen, und wir kamen
gluͤcklich in der Vorſtadt an. Sein Kutſcher, ein
treuer Kerl, verſprach, mich eben ſo gluͤcklich nach
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