Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796.von welcher sie abzustammen vorgab, verbreitete, Ich. Wie heißt denn das Schloß, welches von welcher ſie abzuſtammen vorgab, verbreitete, Ich. Wie heißt denn das Schloß, welches <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0219" n="205"/> von welcher ſie abzuſtammen vorgab, verbreitete,<lb/> die Wahnſinnige uͤberdies den guten Abt von nun<lb/> an einen grauſamen, barbariſchen und ungerechten<lb/> Onkel nannte, ſo raͤumte ihr dieſer in dieſem ein-<lb/> ſamen Dorfe, wo ſelten ein Reiſender vorbei<lb/> kommt, eine Wohnung ein. Er hat ſie huͤbſch<lb/> und ſauber einrichten laſſen, aber ſie duldet nicht<lb/> das geringſte Geraͤthe darinne, wirft alles hin-<lb/> aus, und behaͤlt nur das Bette, in welchem aber<lb/> nicht ſie, ſondern der Haubenſtock ſchlaͤft, wel-<lb/> chen ſie fuͤr ihr Kind ausgiebt. Ich habe den<lb/> Auftrag vom Abte, ihr taͤglich hinlaͤngliche Spei-<lb/> ſen zu ſenden, ſie nimmt ſolche allemal an, ſchuͤt-<lb/> tet oder ſchenkt ſie aber auch allemal wieder weg;<lb/> ſie lebt meiſtens vom trocknen Brode, welches ſie<lb/> bei den Bauern bettelt, und genießt keine Sem-<lb/> mel, wenn ihr auch ein gutherziges Weib ein<lb/> Stuͤckchen ſchenkt. Alles Geld, was ſie dann<lb/> und wann von Fremden erhaͤlt, ſchenkt ſie ſogleich<lb/> wieder weg, erſt geſtern bekam ſie von einer be-<lb/> nachbarten Edelfrau einen Dukaten, und ich bin<lb/> uͤberzeugt, daß ſie ſolchen bereits weggeſchenkt<lb/> hat. Sie geht faſt taͤglich nach Holz in den<lb/> Wald, ſucht ſolches in den entfernteſten Gegen-<lb/> den zuſammen, traͤgt's mit groͤßter Muͤhe bis<lb/> in's Dorf, und wirft es dann weg. Wenn ich<lb/> im Winter nicht fuͤr ihren Ofen ſorgte, ſo wuͤrde<lb/> ſie ſicher erfrieren.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Ich</hi>. Wie heißt denn das Schloß, welches<lb/> da hinten im Thale liegt?</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [205/0219]
von welcher ſie abzuſtammen vorgab, verbreitete,
die Wahnſinnige uͤberdies den guten Abt von nun
an einen grauſamen, barbariſchen und ungerechten
Onkel nannte, ſo raͤumte ihr dieſer in dieſem ein-
ſamen Dorfe, wo ſelten ein Reiſender vorbei
kommt, eine Wohnung ein. Er hat ſie huͤbſch
und ſauber einrichten laſſen, aber ſie duldet nicht
das geringſte Geraͤthe darinne, wirft alles hin-
aus, und behaͤlt nur das Bette, in welchem aber
nicht ſie, ſondern der Haubenſtock ſchlaͤft, wel-
chen ſie fuͤr ihr Kind ausgiebt. Ich habe den
Auftrag vom Abte, ihr taͤglich hinlaͤngliche Spei-
ſen zu ſenden, ſie nimmt ſolche allemal an, ſchuͤt-
tet oder ſchenkt ſie aber auch allemal wieder weg;
ſie lebt meiſtens vom trocknen Brode, welches ſie
bei den Bauern bettelt, und genießt keine Sem-
mel, wenn ihr auch ein gutherziges Weib ein
Stuͤckchen ſchenkt. Alles Geld, was ſie dann
und wann von Fremden erhaͤlt, ſchenkt ſie ſogleich
wieder weg, erſt geſtern bekam ſie von einer be-
nachbarten Edelfrau einen Dukaten, und ich bin
uͤberzeugt, daß ſie ſolchen bereits weggeſchenkt
hat. Sie geht faſt taͤglich nach Holz in den
Wald, ſucht ſolches in den entfernteſten Gegen-
den zuſammen, traͤgt's mit groͤßter Muͤhe bis
in's Dorf, und wirft es dann weg. Wenn ich
im Winter nicht fuͤr ihren Ofen ſorgte, ſo wuͤrde
ſie ſicher erfrieren.
Ich. Wie heißt denn das Schloß, welches
da hinten im Thale liegt?
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