Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 2. Leipzig, 1796.Kugel tödten, und auf diese Art der Jammer sei- Auch war ihm von nun an der Gedanke uner- Das erstere konnte er leicht und sicher, weil Ein hoffnungsvoller, edler Jüngling, der Kugel toͤdten, und auf dieſe Art der Jammer ſei- Auch war ihm von nun an der Gedanke uner- Das erſtere konnte er leicht und ſicher, weil Ein hoffnungsvoller, edler Juͤngling, der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0158" n="150"/> Kugel toͤdten, und auf dieſe Art der Jammer ſei-<lb/> nes Kindes nie enden wuͤrde.</p><lb/> <p>Auch war ihm von nun an der Gedanke uner-<lb/> traͤglich, daß ſeine Tochter einſt in den Armen ei-<lb/> nes Mannes ruhen ſollte, welcher ſchon unter<lb/> dem Galgen geſtanden waͤre. Seine uͤberſpannten<lb/> Begriffe von Ehre nahmen dieß fuͤr einen Schand-<lb/> fleck, den keine Zeit, keine beſſere That ausloͤſchen<lb/> koͤnne, der ihn einſt noch im Grab entehren<lb/> wuͤrde. Durch dieſe Scheingruͤnde uͤberzeugt, be-<lb/> ſchloß er, nicht allein jeden kuͤnftigen Brief Kon-<lb/> rads zu unterdruͤcken, ſondern auch Karolinen zu<lb/> uͤberreden, ſich einen andern Mann zu waͤhlen.</p><lb/> <p>Das erſtere konnte er leicht und ſicher, weil<lb/> Konrad alle ſeine Briefe, welche er an Karolinen<lb/> ſchrieb, der beſſern Beſtellung wegen unter der<lb/> Addreſſe des Vaters abſandte. Das letztere ward<lb/> ihm weit ſchwerer, wuͤrde wahrſcheinlich gar nicht<lb/> gelungen ſeyn, wenn ein Zufall nicht maͤchtiger<lb/> als er gewirkt haͤtte.</p><lb/> <p>Ein hoffnungsvoller, edler Juͤngling, der<lb/> Sohn eines reichen Kaufmanns, hatte ſchon<lb/> laͤngſt ingeheim Karolinens Reitzen gehuldigt, nur<lb/> die Gewißheit, daß ſie Konraden zaͤrtlich liebe,<lb/> verhinderte das Geſtaͤndniß ſeiner Liebe. Die<lb/> Nachricht ſeines Todes, welche der Vater, ohne<lb/> der Art zu gedenken, ſogleich ſelbſt verbreitet hat-<lb/> te, weckte neue Hoffnung in dem Herzen des Lie-<lb/> benden, er wagte es, Karolinen zu beſuchen, er<lb/> ſah ihren Jammer und ehrte ihn durch innige<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [150/0158]
Kugel toͤdten, und auf dieſe Art der Jammer ſei-
nes Kindes nie enden wuͤrde.
Auch war ihm von nun an der Gedanke uner-
traͤglich, daß ſeine Tochter einſt in den Armen ei-
nes Mannes ruhen ſollte, welcher ſchon unter
dem Galgen geſtanden waͤre. Seine uͤberſpannten
Begriffe von Ehre nahmen dieß fuͤr einen Schand-
fleck, den keine Zeit, keine beſſere That ausloͤſchen
koͤnne, der ihn einſt noch im Grab entehren
wuͤrde. Durch dieſe Scheingruͤnde uͤberzeugt, be-
ſchloß er, nicht allein jeden kuͤnftigen Brief Kon-
rads zu unterdruͤcken, ſondern auch Karolinen zu
uͤberreden, ſich einen andern Mann zu waͤhlen.
Das erſtere konnte er leicht und ſicher, weil
Konrad alle ſeine Briefe, welche er an Karolinen
ſchrieb, der beſſern Beſtellung wegen unter der
Addreſſe des Vaters abſandte. Das letztere ward
ihm weit ſchwerer, wuͤrde wahrſcheinlich gar nicht
gelungen ſeyn, wenn ein Zufall nicht maͤchtiger
als er gewirkt haͤtte.
Ein hoffnungsvoller, edler Juͤngling, der
Sohn eines reichen Kaufmanns, hatte ſchon
laͤngſt ingeheim Karolinens Reitzen gehuldigt, nur
die Gewißheit, daß ſie Konraden zaͤrtlich liebe,
verhinderte das Geſtaͤndniß ſeiner Liebe. Die
Nachricht ſeines Todes, welche der Vater, ohne
der Art zu gedenken, ſogleich ſelbſt verbreitet hat-
te, weckte neue Hoffnung in dem Herzen des Lie-
benden, er wagte es, Karolinen zu beſuchen, er
ſah ihren Jammer und ehrte ihn durch innige
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