Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 2. Leipzig, 1796.Dieß so wohlfeil als möglich zu kaufen, war Schon längst wollte er ihn wieder wagen, aber Vergebens bat ihn sein Weib, noch länger zu Dieß ſo wohlfeil als moͤglich zu kaufen, war Schon laͤngſt wollte er ihn wieder wagen, aber Vergebens bat ihn ſein Weib, noch laͤnger zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0176" n="168"/> <p>Dieß ſo wohlfeil als moͤglich zu kaufen, war<lb/> unter dieſen Umſtaͤnden eine beinahe nothwendige<lb/> Sorge, und da er es jenſeits der Graͤnze um hal-<lb/> ben Preiß erhalten konnte, ſo wog eben ſo natuͤr-<lb/> lich der einleuchtende Vortheil ſtaͤrker, als die mit<lb/> dieſem Kaufe verknuͤpfte Gefahr, welche daraus<lb/> entſtand, daß es in ſeinem Vaterlande ſtreng ver-<lb/> boten war, fremdes Salz einzufuͤhren, weil der<lb/> Landesherr einen anſehnlichen Theil ſeiner Ein-<lb/> kuͤnfte aus dem Verkaufe deſſelben zog. Er hatte<lb/> ſchon mehr als einmal den Gang uͤber die nahe<lb/> Graͤnze gewagt, war nie ertappt und dadurch<lb/> ſicher gemacht worden.</p><lb/> <p>Schon laͤngſt wollte er ihn wieder wagen, aber<lb/> die nahende Entbindung ſeines Weibes, die damit<lb/> verknuͤpfte Sorge hatten ihn bisher verhindert,<lb/> jetzt konnte er ihn nicht laͤnger verſchieben, weil<lb/> die Gefahr voruͤber war, und ſeine Heerde dieß<lb/> dringende Beduͤrfniß mit Ungeſtuͤm forderte.</p><lb/> <p>Vergebens bat ihn ſein Weib, noch laͤnger zu<lb/> harren, er ſetzte ihrer Bitte die trifftigſten Gruͤnde<lb/> entgegen, vergebens beſchwor ſie ihn, durch dieſe<lb/> uͤberzeugt, einen andern darnach zu ſenden. Er<lb/> bewieß ihr, daß man ſich in ſolchen Faͤllen nie-<lb/> manden vertrauen muͤſſe, dann nie ruhig ſchlafen<lb/> koͤnne, weil man immer Entdeckung beſorgen muͤſ-<lb/> ſe. Alles, was ſie von ihm erhalten konnte, war<lb/> die Verſicherung, daß er bald und lieber leer zu-<lb/> ruͤckkehren, als ſich einer Gefahr ausſetzen wolle.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [168/0176]
Dieß ſo wohlfeil als moͤglich zu kaufen, war
unter dieſen Umſtaͤnden eine beinahe nothwendige
Sorge, und da er es jenſeits der Graͤnze um hal-
ben Preiß erhalten konnte, ſo wog eben ſo natuͤr-
lich der einleuchtende Vortheil ſtaͤrker, als die mit
dieſem Kaufe verknuͤpfte Gefahr, welche daraus
entſtand, daß es in ſeinem Vaterlande ſtreng ver-
boten war, fremdes Salz einzufuͤhren, weil der
Landesherr einen anſehnlichen Theil ſeiner Ein-
kuͤnfte aus dem Verkaufe deſſelben zog. Er hatte
ſchon mehr als einmal den Gang uͤber die nahe
Graͤnze gewagt, war nie ertappt und dadurch
ſicher gemacht worden.
Schon laͤngſt wollte er ihn wieder wagen, aber
die nahende Entbindung ſeines Weibes, die damit
verknuͤpfte Sorge hatten ihn bisher verhindert,
jetzt konnte er ihn nicht laͤnger verſchieben, weil
die Gefahr voruͤber war, und ſeine Heerde dieß
dringende Beduͤrfniß mit Ungeſtuͤm forderte.
Vergebens bat ihn ſein Weib, noch laͤnger zu
harren, er ſetzte ihrer Bitte die trifftigſten Gruͤnde
entgegen, vergebens beſchwor ſie ihn, durch dieſe
uͤberzeugt, einen andern darnach zu ſenden. Er
bewieß ihr, daß man ſich in ſolchen Faͤllen nie-
manden vertrauen muͤſſe, dann nie ruhig ſchlafen
koͤnne, weil man immer Entdeckung beſorgen muͤſ-
ſe. Alles, was ſie von ihm erhalten konnte, war
die Verſicherung, daß er bald und lieber leer zu-
ruͤckkehren, als ſich einer Gefahr ausſetzen wolle.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |