Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 2. Leipzig, 1796.Da es eben derjenige war, welcher Friedrichen Da es eben derjenige war, welcher Friedrichen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0071" n="63"/> <p>Da es eben derjenige war, welcher Friedrichen<lb/> ſchon zu F — diente, mit ihm nach den Inſeln<lb/> ſchiffte, und erſt nach ſeinem Tode von der troſt-<lb/> loſen Karoline entlaſſen wurde, ſo konnte er die<lb/> Neugierde der Fuͤrſtin im vollen Maße befriedi-<lb/> gen. Sie ſchenkte der Ungluͤcklichen ihr ganzes<lb/> Mitleid, ſie weinte, als ſie durch eben dieſen Be-<lb/> dienten erfuhr, daß ſie auf der Reiſe zu ihr in<lb/> einem kleinen Staͤdtchen ſei angehalten, und ge-<lb/> fangen nach dem Kloſter gefuͤhrt worden. Der<lb/> alte Diener war ihr aus aͤchter, aufrichtiger Treue<lb/> nachgereiſet, er wollte ihr aufs neue ſeine Dienſte<lb/> ohne Abſicht auf Vergeltung anbieten, und hatte<lb/> die ſchreckliche Nachricht aus dem Munde des<lb/> Wirthes, in deſſen Hauſe ſie arretirt wurde, ver-<lb/> nommen. Auch mir, ſagte der treue Diener, als<lb/> er die Fuͤrſtin weinen ſah, hat ihr Andenken man-<lb/> che Thraͤne gekoſtet. Wenn ich aber nicht ganz<lb/> irre, ſo muß ſie wieder aus dem Gefaͤngniſſe des<lb/> Kloſters entflohen ſeyn, denn vor ſechs Jahren las<lb/> ich in den Zeitungen eine Beſchreibung von einer<lb/> Wahnſinnigen, die ihr ganz aͤhnlich war, ich habe<lb/> das Blatt ausdruͤcklich deswegen aufgehoben, und<lb/> will jetzt Euer Durchlaucht urtheilen laſſen: ob<lb/> ich mich irre? Er uͤberreichte nun dieß Blatt der<lb/> Fuͤrſtin, ſie erkannte in der Beſchreibung ſogleich<lb/> Karolinen, weil uͤberdieß die Kennzeichen des Rin-<lb/> ges ſo deutlich darinne enthalten waren. Sie<lb/> ward aufs aͤußerſte geruͤhrt, als ſie las: daß die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [63/0071]
Da es eben derjenige war, welcher Friedrichen
ſchon zu F — diente, mit ihm nach den Inſeln
ſchiffte, und erſt nach ſeinem Tode von der troſt-
loſen Karoline entlaſſen wurde, ſo konnte er die
Neugierde der Fuͤrſtin im vollen Maße befriedi-
gen. Sie ſchenkte der Ungluͤcklichen ihr ganzes
Mitleid, ſie weinte, als ſie durch eben dieſen Be-
dienten erfuhr, daß ſie auf der Reiſe zu ihr in
einem kleinen Staͤdtchen ſei angehalten, und ge-
fangen nach dem Kloſter gefuͤhrt worden. Der
alte Diener war ihr aus aͤchter, aufrichtiger Treue
nachgereiſet, er wollte ihr aufs neue ſeine Dienſte
ohne Abſicht auf Vergeltung anbieten, und hatte
die ſchreckliche Nachricht aus dem Munde des
Wirthes, in deſſen Hauſe ſie arretirt wurde, ver-
nommen. Auch mir, ſagte der treue Diener, als
er die Fuͤrſtin weinen ſah, hat ihr Andenken man-
che Thraͤne gekoſtet. Wenn ich aber nicht ganz
irre, ſo muß ſie wieder aus dem Gefaͤngniſſe des
Kloſters entflohen ſeyn, denn vor ſechs Jahren las
ich in den Zeitungen eine Beſchreibung von einer
Wahnſinnigen, die ihr ganz aͤhnlich war, ich habe
das Blatt ausdruͤcklich deswegen aufgehoben, und
will jetzt Euer Durchlaucht urtheilen laſſen: ob
ich mich irre? Er uͤberreichte nun dieß Blatt der
Fuͤrſtin, ſie erkannte in der Beſchreibung ſogleich
Karolinen, weil uͤberdieß die Kennzeichen des Rin-
ges ſo deutlich darinne enthalten waren. Sie
ward aufs aͤußerſte geruͤhrt, als ſie las: daß die
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