so ists erwiesen, daß sie länger als ein Jahr hülflos in der Welt umherirrte. Ob sie vielleicht in dieser Zeit Ideen zu dieser Geschichte sam- melte, läßt sich nur vermuthen, aber nicht be- haupten.
Wahrscheinlich würde die unglückliche Karo- line ihr Leben in dem einsamen Dorfe geendet haben, wenn nicht ein neuer Zufall, oder viel- mehr der Vorsehung Wille ihr Schicksal verbessert hätte. Die großmüthige Fürstin, welche Karoli- nen den kostbaren Trauring schenkte, gedachte ih- rer noch sehr oft, und verwunderte sich immer, daß sie, ihrem Versprechen gemäß, nicht wieder in ihr Land zurückgekehrt sei. Gott weiß, fügte sie dann stets hinzu, wie es jetzt der Armen geht, ich gäbe viel darum, wenn ich von ihrem Schick- sale näher unterrichtet wäre. Als sie nachher die Regierung ihrem Sohne übergab, und viele Jahre schon auf ihrem Lustschosse ruhte, sprach man einst an ihrer Tafel von einigen besondern Schön- heiten. Dieß Gespräch erinnerte die Fürstin aufs neue an die noch nie ganz vergessene, schöne Ka- roline, sie äußerte die nehmlichen Gesinnungen, und ein fremder Graf, welcher eben an der Tafel speiste, erzählte nun der Fürstin, daß er einen al- ten Diener habe, welcher viele Jahre bei Friedri- chen diente, und sehr viel von ihm und Karolinen zu erzählen wisse. Die Fürstin verlangte diesen zu sprechen, und er erschien am andern Morgen in ihrem Kabinette.
ſo iſts erwieſen, daß ſie laͤnger als ein Jahr huͤlflos in der Welt umherirrte. Ob ſie vielleicht in dieſer Zeit Ideen zu dieſer Geſchichte ſam- melte, laͤßt ſich nur vermuthen, aber nicht be- haupten.
Wahrſcheinlich wuͤrde die ungluͤckliche Karo- line ihr Leben in dem einſamen Dorfe geendet haben, wenn nicht ein neuer Zufall, oder viel- mehr der Vorſehung Wille ihr Schickſal verbeſſert haͤtte. Die großmuͤthige Fuͤrſtin, welche Karoli- nen den koſtbaren Trauring ſchenkte, gedachte ih- rer noch ſehr oft, und verwunderte ſich immer, daß ſie, ihrem Verſprechen gemaͤß, nicht wieder in ihr Land zuruͤckgekehrt ſei. Gott weiß, fuͤgte ſie dann ſtets hinzu, wie es jetzt der Armen geht, ich gaͤbe viel darum, wenn ich von ihrem Schick- ſale naͤher unterrichtet waͤre. Als ſie nachher die Regierung ihrem Sohne uͤbergab, und viele Jahre ſchon auf ihrem Luſtſchoſſe ruhte, ſprach man einſt an ihrer Tafel von einigen beſondern Schoͤn- heiten. Dieß Geſpraͤch erinnerte die Fuͤrſtin aufs neue an die noch nie ganz vergeſſene, ſchoͤne Ka- roline, ſie aͤußerte die nehmlichen Geſinnungen, und ein fremder Graf, welcher eben an der Tafel ſpeiſte, erzaͤhlte nun der Fuͤrſtin, daß er einen al- ten Diener habe, welcher viele Jahre bei Friedri- chen diente, und ſehr viel von ihm und Karolinen zu erzaͤhlen wiſſe. Die Fuͤrſtin verlangte dieſen zu ſprechen, und er erſchien am andern Morgen in ihrem Kabinette.
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ſo iſts erwieſen, daß ſie laͤnger als ein Jahr
huͤlflos in der Welt umherirrte. Ob ſie vielleicht
in dieſer Zeit Ideen zu dieſer Geſchichte ſam-
melte, laͤßt ſich nur vermuthen, aber nicht be-
haupten.
Wahrſcheinlich wuͤrde die ungluͤckliche Karo-
line ihr Leben in dem einſamen Dorfe geendet
haben, wenn nicht ein neuer Zufall, oder viel-
mehr der Vorſehung Wille ihr Schickſal verbeſſert
haͤtte. Die großmuͤthige Fuͤrſtin, welche Karoli-
nen den koſtbaren Trauring ſchenkte, gedachte ih-
rer noch ſehr oft, und verwunderte ſich immer,
daß ſie, ihrem Verſprechen gemaͤß, nicht wieder
in ihr Land zuruͤckgekehrt ſei. Gott weiß, fuͤgte
ſie dann ſtets hinzu, wie es jetzt der Armen geht,
ich gaͤbe viel darum, wenn ich von ihrem Schick-
ſale naͤher unterrichtet waͤre. Als ſie nachher die
Regierung ihrem Sohne uͤbergab, und viele Jahre
ſchon auf ihrem Luſtſchoſſe ruhte, ſprach man
einſt an ihrer Tafel von einigen beſondern Schoͤn-
heiten. Dieß Geſpraͤch erinnerte die Fuͤrſtin aufs
neue an die noch nie ganz vergeſſene, ſchoͤne Ka-
roline, ſie aͤußerte die nehmlichen Geſinnungen,
und ein fremder Graf, welcher eben an der Tafel
ſpeiſte, erzaͤhlte nun der Fuͤrſtin, daß er einen al-
ten Diener habe, welcher viele Jahre bei Friedri-
chen diente, und ſehr viel von ihm und Karolinen
zu erzaͤhlen wiſſe. Die Fuͤrſtin verlangte dieſen
zu ſprechen, und er erſchien am andern Morgen
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 2. Leipzig, 1796, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien02_1796/70>, abgerufen am 26.06.2024.
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