zu vergiften suchte, ihn einmal wirklich ver- giftete. Nur die Kunst der Aerzte hat ihn vom Tode errettet, dem er itzt langsam und abzehrend entgegen schmachtet. Die Gehülfin seiner schwarzen That, seine Stiefmutter hat schon durch des Henkers Schwerd ihr Leben geendet, über den Flüchtling ist das schreck- liche Urtheil des Rades schon ausgesprochen. Ich konnte und durfte es nicht hindern, daß der mit vollem Rechte Rache heischende Vater seinen Aufenthalt den Gerichten entdeckte, die ihn morgen schon bei euch suchen werden. Ich verzögere aus Absicht meine Rückkehr, da- mit mir nicht Verantwortung über seine Flucht werde. Ich sende euch meinen Bedienten in Geheim mit dieser Nachricht voraus. Sollte der Unglückliche noch in der Stadt sein, wo- hin ich ihn sandte, so schickt diesen Bedien- ten, der von allem unterrichtet ist, ihm mit dem Golde nach, damit er sich rette, und in der Ferne eine That bereue, die ihn in
zu vergiften ſuchte, ihn einmal wirklich ver- giftete. Nur die Kunſt der Aerzte hat ihn vom Tode errettet, dem er itzt langſam und abzehrend entgegen ſchmachtet. Die Gehuͤlfin ſeiner ſchwarzen That, ſeine Stiefmutter hat ſchon durch des Henkers Schwerd ihr Leben geendet, uͤber den Fluͤchtling iſt das ſchreck- liche Urtheil des Rades ſchon ausgeſprochen. Ich konnte und durfte es nicht hindern, daß der mit vollem Rechte Rache heiſchende Vater ſeinen Aufenthalt den Gerichten entdeckte, die ihn morgen ſchon bei euch ſuchen werden. Ich verzoͤgere aus Abſicht meine Ruͤckkehr, da- mit mir nicht Verantwortung uͤber ſeine Flucht werde. Ich ſende euch meinen Bedienten in Geheim mit dieſer Nachricht voraus. Sollte der Ungluͤckliche noch in der Stadt ſein, wo- hin ich ihn ſandte, ſo ſchickt dieſen Bedien- ten, der von allem unterrichtet iſt, ihm mit dem Golde nach, damit er ſich rette, und in der Ferne eine That bereue, die ihn in
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zu vergiften ſuchte, ihn einmal wirklich ver-
giftete. Nur die Kunſt der Aerzte hat ihn
vom Tode errettet, dem er itzt langſam und
abzehrend entgegen ſchmachtet. Die Gehuͤlfin
ſeiner ſchwarzen That, ſeine Stiefmutter hat
ſchon durch des Henkers Schwerd ihr Leben
geendet, uͤber den Fluͤchtling iſt das ſchreck-
liche Urtheil des Rades ſchon ausgeſprochen.
Ich konnte und durfte es nicht hindern, daß
der mit vollem Rechte Rache heiſchende Vater
ſeinen Aufenthalt den Gerichten entdeckte,
die ihn morgen ſchon bei euch ſuchen werden.
Ich verzoͤgere aus Abſicht meine Ruͤckkehr, da-
mit mir nicht Verantwortung uͤber ſeine Flucht
werde. Ich ſende euch meinen Bedienten in
Geheim mit dieſer Nachricht voraus. Sollte
der Ungluͤckliche noch in der Stadt ſein, wo-
hin ich ihn ſandte, ſo ſchickt dieſen Bedien-
ten, der von allem unterrichtet iſt, ihm mit
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/115>, abgerufen am 21.11.2024.
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