aller Menschen Augen verhaßt machet, die Gott ihm nur allein vergeben kann. Bei aller Angst, die ich hier am Bette des ergrimmten Vaters dulde, danke ich doch Gott, daß ich vorher prüfte, ehe ich be- schloß, und ungeachtet du es widerriethest, nicht blindlings glaubte. Gott, was würde aus dir und mir, aus meinem armen Kinde geworden sein, wenn ich es mit einem Va- termörder verbunden hätte! Lies Amalien diesen Brief vor, ich zweifle nicht, daß sein Inhalt mächtig genug sein werde, die Liebe zu ihm zu tilgen, welche ich schon in ihrem dankbaren Herzen empor keimen sah."
Aber der Brief war's nicht vermögend! Amalie trauerte tief und innig, weil sie mehr ihres Wilhelms, als des Vaters Worten glaubte, und die schreckliche Erzählung für eine Verläumdung des harten und ergrimm- ten Vaters achtete. Sie sprach mit der Mut-
aller Menſchen Augen verhaßt machet, die Gott ihm nur allein vergeben kann. Bei aller Angſt, die ich hier am Bette des ergrimmten Vaters dulde, danke ich doch Gott, daß ich vorher pruͤfte, ehe ich be- ſchloß, und ungeachtet du es widerrietheſt, nicht blindlings glaubte. Gott, was wuͤrde aus dir und mir, aus meinem armen Kinde geworden ſein, wenn ich es mit einem Va- termoͤrder verbunden haͤtte! Lies Amalien dieſen Brief vor, ich zweifle nicht, daß ſein Inhalt maͤchtig genug ſein werde, die Liebe zu ihm zu tilgen, welche ich ſchon in ihrem dankbaren Herzen empor keimen ſah.“
Aber der Brief war's nicht vermoͤgend! Amalie trauerte tief und innig, weil ſie mehr ihres Wilhelms, als des Vaters Worten glaubte, und die ſchreckliche Erzaͤhlung fuͤr eine Verlaͤumdung des harten und ergrimm- ten Vaters achtete. Sie ſprach mit der Mut-
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aller Menſchen Augen verhaßt machet, die
Gott ihm nur allein vergeben kann. Bei
aller Angſt, die ich hier am Bette des
ergrimmten Vaters dulde, danke ich doch
Gott, daß ich vorher pruͤfte, ehe ich be-
ſchloß, und ungeachtet du es widerrietheſt,
nicht blindlings glaubte. Gott, was wuͤrde
aus dir und mir, aus meinem armen Kinde
geworden ſein, wenn ich es mit einem Va-
termoͤrder verbunden haͤtte! Lies Amalien
dieſen Brief vor, ich zweifle nicht, daß ſein
Inhalt maͤchtig genug ſein werde, die Liebe
zu ihm zu tilgen, welche ich ſchon in ihrem
dankbaren Herzen empor keimen ſah.“
Aber der Brief war's nicht vermoͤgend!
Amalie trauerte tief und innig, weil ſie mehr
ihres Wilhelms, als des Vaters Worten
glaubte, und die ſchreckliche Erzaͤhlung fuͤr
eine Verlaͤumdung des harten und ergrimm-
ten Vaters achtete. Sie ſprach mit der Mut-
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/116>, abgerufen am 24.11.2024.
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