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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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Sie forschte emsig nach der Erzählung seines
weitern Schicksals.

Als ich sie so schnell verlassen mußte, er-
zählte er weiter, da kämpfte die Verzweif-
lung aufs neue mit mir, ich würde ganz ge-
wiß geendet haben, wenn der Gedanke: Ein
Engel liebt dich! mich nicht gestärket, mir
nicht die Möglichkeit, ihn noch einmal wie-
der zu sehen, zum neuen Ziele ausgesteckt
hätte. Ich irrte zwar trostlos, aber doch
nach Rettung umherblickend vorwärts, ich
dünkte mich nirgends sicher vor der grausen
Rache meines Vaters, ich schiffte übers Meer
und kam nach --. Dort fand ich unvermu-
thet Freunde, die sich meines Elends erbarm-
ten, ich ward der Monarchin vorgestellt, und
sie ernannte mich zum Hauptmanne eines Re-
giments, das sie eben errichtet hatte. Um
nicht einst auch hier entdeckt und verfolgt zu
werden, gab ich mir den Namen einer Fa-

Sie forſchte emſig nach der Erzaͤhlung ſeines
weitern Schickſals.

Als ich ſie ſo ſchnell verlaſſen mußte, er-
zaͤhlte er weiter, da kaͤmpfte die Verzweif-
lung aufs neue mit mir, ich wuͤrde ganz ge-
wiß geendet haben, wenn der Gedanke: Ein
Engel liebt dich! mich nicht geſtaͤrket, mir
nicht die Moͤglichkeit, ihn noch einmal wie-
der zu ſehen, zum neuen Ziele ausgeſteckt
haͤtte. Ich irrte zwar troſtlos, aber doch
nach Rettung umherblickend vorwaͤrts, ich
duͤnkte mich nirgends ſicher vor der grauſen
Rache meines Vaters, ich ſchiffte uͤbers Meer
und kam nach —. Dort fand ich unvermu-
thet Freunde, die ſich meines Elends erbarm-
ten, ich ward der Monarchin vorgeſtellt, und
ſie ernannte mich zum Hauptmanne eines Re-
giments, das ſie eben errichtet hatte. Um
nicht einſt auch hier entdeckt und verfolgt zu
werden, gab ich mir den Namen einer Fa-

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[116/0130] Sie forſchte emſig nach der Erzaͤhlung ſeines weitern Schickſals. Als ich ſie ſo ſchnell verlaſſen mußte, er- zaͤhlte er weiter, da kaͤmpfte die Verzweif- lung aufs neue mit mir, ich wuͤrde ganz ge- wiß geendet haben, wenn der Gedanke: Ein Engel liebt dich! mich nicht geſtaͤrket, mir nicht die Moͤglichkeit, ihn noch einmal wie- der zu ſehen, zum neuen Ziele ausgeſteckt haͤtte. Ich irrte zwar troſtlos, aber doch nach Rettung umherblickend vorwaͤrts, ich duͤnkte mich nirgends ſicher vor der grauſen Rache meines Vaters, ich ſchiffte uͤbers Meer und kam nach —. Dort fand ich unvermu- thet Freunde, die ſich meines Elends erbarm- ten, ich ward der Monarchin vorgeſtellt, und ſie ernannte mich zum Hauptmanne eines Re- giments, das ſie eben errichtet hatte. Um nicht einſt auch hier entdeckt und verfolgt zu werden, gab ich mir den Namen einer Fa-

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Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/130>, abgerufen am 21.11.2024.