fahrvoll. Oft spricht die Monarchin mit man- chen der Hofleute über verschiedene Sachen, oft erfährt sie dadurch Dinge, die gar nicht vor ihr Ohr kommen sollten. Leicht und mehr als wahrscheinlich möglich ist's daher, daß sie sich bei einigen nach meinem Thun und Lassen erkundigt, daß diese erzählen, was sie wissen, und hinzufügen, daß ich meine meisten Stunden bei einem Mädchen verlebe, das ich zu heurathen gedenke. Dann würde sie meine Nothlüge entdecken, Betrug ahn- den, und ihre Güte sich gewiß in immer- währenden Zorn verwandeln.
Amalie. O allzu Vorsichtiger! Aber nein, du hast Recht, der Zufall ist leicht und möglich. Wie können wir ihn abwenden?
Wilhelm. Darüber harre ich deines Raths, der meinige, ob er gleich aufrichtig sein würde, könnte dich an meiner Liebe
fahrvoll. Oft ſpricht die Monarchin mit man- chen der Hofleute uͤber verſchiedene Sachen, oft erfaͤhrt ſie dadurch Dinge, die gar nicht vor ihr Ohr kommen ſollten. Leicht und mehr als wahrſcheinlich moͤglich iſt's daher, daß ſie ſich bei einigen nach meinem Thun und Laſſen erkundigt, daß dieſe erzaͤhlen, was ſie wiſſen, und hinzufuͤgen, daß ich meine meiſten Stunden bei einem Maͤdchen verlebe, das ich zu heurathen gedenke. Dann wuͤrde ſie meine Nothluͤge entdecken, Betrug ahn- den, und ihre Guͤte ſich gewiß in immer- waͤhrenden Zorn verwandeln.
Amalie. O allzu Vorſichtiger! Aber nein, du haſt Recht, der Zufall iſt leicht und moͤglich. Wie koͤnnen wir ihn abwenden?
Wilhelm. Daruͤber harre ich deines Raths, der meinige, ob er gleich aufrichtig ſein wuͤrde, koͤnnte dich an meiner Liebe
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fahrvoll. Oft ſpricht die Monarchin mit man-
chen der Hofleute uͤber verſchiedene Sachen,
oft erfaͤhrt ſie dadurch Dinge, die gar nicht
vor ihr Ohr kommen ſollten. Leicht und mehr
als wahrſcheinlich moͤglich iſt's daher, daß
ſie ſich bei einigen nach meinem Thun und
Laſſen erkundigt, daß dieſe erzaͤhlen, was
ſie wiſſen, und hinzufuͤgen, daß ich meine
meiſten Stunden bei einem Maͤdchen verlebe,
das ich zu heurathen gedenke. Dann wuͤrde
ſie meine Nothluͤge entdecken, Betrug ahn-
den, und ihre Guͤte ſich gewiß in immer-
waͤhrenden Zorn verwandeln.
Amalie. O allzu Vorſichtiger! Aber
nein, du haſt Recht, der Zufall iſt leicht
und moͤglich. Wie koͤnnen wir ihn abwenden?
Wilhelm. Daruͤber harre ich deines
Raths, der meinige, ob er gleich aufrichtig
ſein wuͤrde, koͤnnte dich an meiner Liebe
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/148>, abgerufen am 21.11.2024.
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