Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

zweifeln lassen, und dann wäre mein Glück,
meine Wonne auf immer zerstöhrt.

Amalie. Ich verstehe den Wink, und
werde ihn nach Kräften benutzen. Du mußt,
so schwer es mir auch fallen wird, mich we-
niger, und unter dieser Zeit nur im Geheim
besuchen, damit die geschwätzigen Hofleute
nicht erzählen, was sie nicht erfahren kön-
nen. Sprech ich so recht, wie du's forderst?

Wilhelm. Wie's die Klugheit heischt,
aber der Liebende achtet sie nicht, und ich
werde dich fleißiger als je besuchen.

Amalie (ihn umarmend). Ich danke
dir für den Beweis deiner Liebe, es würde
mich äußerst geschmerzt haben, wenn du ihn
nicht geleistet hättest, aber ich fordere ihn
nicht, weil er dich und mich leicht unglück-
lich machen könnte. Du hast Recht, strenge

zweifeln laſſen, und dann waͤre mein Gluͤck,
meine Wonne auf immer zerſtoͤhrt.

Amalie. Ich verſtehe den Wink, und
werde ihn nach Kraͤften benutzen. Du mußt,
ſo ſchwer es mir auch fallen wird, mich we-
niger, und unter dieſer Zeit nur im Geheim
beſuchen, damit die geſchwaͤtzigen Hofleute
nicht erzaͤhlen, was ſie nicht erfahren koͤn-
nen. Sprech ich ſo recht, wie du's forderſt?

Wilhelm. Wie's die Klugheit heiſcht,
aber der Liebende achtet ſie nicht, und ich
werde dich fleißiger als je beſuchen.

Amalie (ihn umarmend). Ich danke
dir fuͤr den Beweis deiner Liebe, es wuͤrde
mich aͤußerſt geſchmerzt haben, wenn du ihn
nicht geleiſtet haͤtteſt, aber ich fordere ihn
nicht, weil er dich und mich leicht ungluͤck-
lich machen koͤnnte. Du haſt Recht, ſtrenge

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0149" n="135"/>
zweifeln la&#x017F;&#x017F;en, und dann wa&#x0364;re mein Glu&#x0364;ck,<lb/>
meine Wonne auf immer zer&#x017F;to&#x0364;hrt.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Amalie</hi>. Ich ver&#x017F;tehe den Wink, und<lb/>
werde ihn nach Kra&#x0364;ften benutzen. Du mußt,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;chwer es mir auch fallen wird, mich we-<lb/>
niger, und unter die&#x017F;er Zeit nur im Geheim<lb/>
be&#x017F;uchen, damit die ge&#x017F;chwa&#x0364;tzigen Hofleute<lb/>
nicht erza&#x0364;hlen, was &#x017F;ie nicht erfahren ko&#x0364;n-<lb/>
nen. Sprech ich &#x017F;o recht, wie du's forder&#x017F;t?</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Wilhelm</hi>. Wie's die Klugheit hei&#x017F;cht,<lb/>
aber der Liebende achtet &#x017F;ie nicht, und ich<lb/>
werde dich fleißiger als je be&#x017F;uchen.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Amalie</hi> (ihn umarmend). Ich danke<lb/>
dir fu&#x0364;r den Beweis deiner Liebe, es wu&#x0364;rde<lb/>
mich a&#x0364;ußer&#x017F;t ge&#x017F;chmerzt haben, wenn du ihn<lb/>
nicht gelei&#x017F;tet ha&#x0364;tte&#x017F;t, aber ich fordere ihn<lb/>
nicht, weil er dich und mich leicht unglu&#x0364;ck-<lb/>
lich machen ko&#x0364;nnte. Du ha&#x017F;t Recht, &#x017F;trenge<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[135/0149] zweifeln laſſen, und dann waͤre mein Gluͤck, meine Wonne auf immer zerſtoͤhrt. Amalie. Ich verſtehe den Wink, und werde ihn nach Kraͤften benutzen. Du mußt, ſo ſchwer es mir auch fallen wird, mich we- niger, und unter dieſer Zeit nur im Geheim beſuchen, damit die geſchwaͤtzigen Hofleute nicht erzaͤhlen, was ſie nicht erfahren koͤn- nen. Sprech ich ſo recht, wie du's forderſt? Wilhelm. Wie's die Klugheit heiſcht, aber der Liebende achtet ſie nicht, und ich werde dich fleißiger als je beſuchen. Amalie (ihn umarmend). Ich danke dir fuͤr den Beweis deiner Liebe, es wuͤrde mich aͤußerſt geſchmerzt haben, wenn du ihn nicht geleiſtet haͤtteſt, aber ich fordere ihn nicht, weil er dich und mich leicht ungluͤck- lich machen koͤnnte. Du haſt Recht, ſtrenge

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/149
Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/149>, abgerufen am 21.11.2024.