Töchter. Diese und die Mädchen, welche sie immer besuchen, sind öffentliche Freuden- dirnen, die sich ungescheut der Wollust weihen.
Amalie. Gerechter Gott! Nein, es ist unmöglich!
Wirthin. Sie sollen überzeugt wer- den. Schon am andern Tage kannte und er- fuhr ich ihre schöne, neue Wohnung, aber ich dachte mir: was geht's dich an, viel- leicht will sie's selbst nicht besser haben! Wenn ich mich aber wieder erinnerte, daß sie rei- cher und rechtschafner Eltern Kind wären, daß sie so innig und fleißig am Morgen und Abende ihre Hände zu Gott empor hoben, so ward mir weh im Herzen, und ich be- schloß, sie einmal im Vorübergehen zu warnen. So oft ich aber auch kam, so ward ich unter mancherlei Vorwand abgewiesen, und nicht
Toͤchter. Dieſe und die Maͤdchen, welche ſie immer beſuchen, ſind oͤffentliche Freuden- dirnen, die ſich ungeſcheut der Wolluſt weihen.
Amalie. Gerechter Gott! Nein, es iſt unmoͤglich!
Wirthin. Sie ſollen uͤberzeugt wer- den. Schon am andern Tage kannte und er- fuhr ich ihre ſchoͤne, neue Wohnung, aber ich dachte mir: was geht's dich an, viel- leicht will ſie's ſelbſt nicht beſſer haben! Wenn ich mich aber wieder erinnerte, daß ſie rei- cher und rechtſchafner Eltern Kind waͤren, daß ſie ſo innig und fleißig am Morgen und Abende ihre Haͤnde zu Gott empor hoben, ſo ward mir weh im Herzen, und ich be- ſchloß, ſie einmal im Voruͤbergehen zu warnen. So oft ich aber auch kam, ſo ward ich unter mancherlei Vorwand abgewieſen, und nicht
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Toͤchter. Dieſe und die Maͤdchen, welche
ſie immer beſuchen, ſind oͤffentliche Freuden-
dirnen, die ſich ungeſcheut der Wolluſt
weihen.
Amalie. Gerechter Gott! Nein, es
iſt unmoͤglich!
Wirthin. Sie ſollen uͤberzeugt wer-
den. Schon am andern Tage kannte und er-
fuhr ich ihre ſchoͤne, neue Wohnung, aber
ich dachte mir: was geht's dich an, viel-
leicht will ſie's ſelbſt nicht beſſer haben! Wenn
ich mich aber wieder erinnerte, daß ſie rei-
cher und rechtſchafner Eltern Kind waͤren, daß
ſie ſo innig und fleißig am Morgen und
Abende ihre Haͤnde zu Gott empor hoben,
ſo ward mir weh im Herzen, und ich be-
ſchloß, ſie einmal im Voruͤbergehen zu warnen.
So oft ich aber auch kam, ſo ward ich unter
mancherlei Vorwand abgewieſen, und nicht
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/157>, abgerufen am 25.11.2024.
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