zu ihnen gelassen. Unter dieser Zeit ward's in der Stadt allgemein bekannt, daß ihr Ge- liebter ein sehr schönes, aber nicht reiches Hoffräulein heurathe, und bei Hofe, weil sie ein Liebling der Monarchin sei, großes Glück machen werde.
Amalie. Nein, Nein! Das Gerücht war falsch! Es ist nicht möglich!
Wirthin. Hören sie nur weiter, und denken sie immer, daß ich sie von allem zu überzeugen gekommen bin. Wenn ich dies alles hörte, so dachte ich immer an sie, und weihte ihnen manche Thräne. Ich erkundigte mich nach allem genauer, erfuhr allezeit mehr Gewißheit, und da ich selbst im Hause, wo das Fräulein wohnte, eine alte Bekanntschaft erneuerte, so sah ich nicht allein den Herrn mit dem Fräulein recht oft spazieren fahren, sondern hörte auch, daß am verfloßnen Don-
nerstage
zu ihnen gelaſſen. Unter dieſer Zeit ward's in der Stadt allgemein bekannt, daß ihr Ge- liebter ein ſehr ſchoͤnes, aber nicht reiches Hoffraͤulein heurathe, und bei Hofe, weil ſie ein Liebling der Monarchin ſei, großes Gluͤck machen werde.
Amalie. Nein, Nein! Das Geruͤcht war falſch! Es iſt nicht moͤglich!
Wirthin. Hoͤren ſie nur weiter, und denken ſie immer, daß ich ſie von allem zu uͤberzeugen gekommen bin. Wenn ich dies alles hoͤrte, ſo dachte ich immer an ſie, und weihte ihnen manche Thraͤne. Ich erkundigte mich nach allem genauer, erfuhr allezeit mehr Gewißheit, und da ich ſelbſt im Hauſe, wo das Fraͤulein wohnte, eine alte Bekanntſchaft erneuerte, ſo ſah ich nicht allein den Herrn mit dem Fraͤulein recht oft ſpazieren fahren, ſondern hoͤrte auch, daß am verfloßnen Don-
nerſtage
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zu ihnen gelaſſen. Unter dieſer Zeit ward's
in der Stadt allgemein bekannt, daß ihr Ge-
liebter ein ſehr ſchoͤnes, aber nicht reiches
Hoffraͤulein heurathe, und bei Hofe, weil
ſie ein Liebling der Monarchin ſei, großes
Gluͤck machen werde.
Amalie. Nein, Nein! Das Geruͤcht
war falſch! Es iſt nicht moͤglich!
Wirthin. Hoͤren ſie nur weiter, und
denken ſie immer, daß ich ſie von allem zu
uͤberzeugen gekommen bin. Wenn ich dies
alles hoͤrte, ſo dachte ich immer an ſie, und
weihte ihnen manche Thraͤne. Ich erkundigte
mich nach allem genauer, erfuhr allezeit mehr
Gewißheit, und da ich ſelbſt im Hauſe, wo
das Fraͤulein wohnte, eine alte Bekanntſchaft
erneuerte, ſo ſah ich nicht allein den Herrn
mit dem Fraͤulein recht oft ſpazieren fahren,
ſondern hoͤrte auch, daß am verfloßnen Don-
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/158>, abgerufen am 25.11.2024.
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