sich zwar nur erst seit kurzem aus der Ohn- macht erholt, noch nichts Zusammenhängen- des geredet, aber doch einigemale die Worte: Verheurathet! Seine Gattin! ausgespro- chen.
Der Treulose überlegte noch lange mit seiner schwarzen Gehülfin: ob es nicht mög- lich sei, Amalien eines andern zu überreden, und kam mit der Erstern endlich dahin über- ein, daß so wohl sie, als ihre Mädchen, jede besonders und einzeln, ihr erzählen soll- ten, daß man zwar sogleich von ihrer Krank- heit ihrem Geliebten Nachricht gegeben habe, er aber erst morgen erscheinen könne, weil er schon seit drei Tagen das Vermählungsfest einer Hofdame feiern helfe, zu ihrem Braut- führer sei erwählt worden, und es ihr wahr- scheinlich um deswillen verschwiegen habe, da- mit die Idee einer vollzogenen Heurath sie wegen der nöthigen Verzögerung der ihrigen
ſich zwar nur erſt ſeit kurzem aus der Ohn- macht erholt, noch nichts Zuſammenhaͤngen- des geredet, aber doch einigemale die Worte: Verheurathet! Seine Gattin! ausgeſpro- chen.
Der Treuloſe uͤberlegte noch lange mit ſeiner ſchwarzen Gehuͤlfin: ob es nicht moͤg- lich ſei, Amalien eines andern zu uͤberreden, und kam mit der Erſtern endlich dahin uͤber- ein, daß ſo wohl ſie, als ihre Maͤdchen, jede beſonders und einzeln, ihr erzaͤhlen ſoll- ten, daß man zwar ſogleich von ihrer Krank- heit ihrem Geliebten Nachricht gegeben habe, er aber erſt morgen erſcheinen koͤnne, weil er ſchon ſeit drei Tagen das Vermaͤhlungsfeſt einer Hofdame feiern helfe, zu ihrem Braut- fuͤhrer ſei erwaͤhlt worden, und es ihr wahr- ſcheinlich um deswillen verſchwiegen habe, da- mit die Idee einer vollzogenen Heurath ſie wegen der noͤthigen Verzoͤgerung der ihrigen
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ſich zwar nur erſt ſeit kurzem aus der Ohn-
macht erholt, noch nichts Zuſammenhaͤngen-
des geredet, aber doch einigemale die Worte:
Verheurathet! Seine Gattin! ausgeſpro-
chen.
Der Treuloſe uͤberlegte noch lange mit
ſeiner ſchwarzen Gehuͤlfin: ob es nicht moͤg-
lich ſei, Amalien eines andern zu uͤberreden,
und kam mit der Erſtern endlich dahin uͤber-
ein, daß ſo wohl ſie, als ihre Maͤdchen,
jede beſonders und einzeln, ihr erzaͤhlen ſoll-
ten, daß man zwar ſogleich von ihrer Krank-
heit ihrem Geliebten Nachricht gegeben habe,
er aber erſt morgen erſcheinen koͤnne, weil
er ſchon ſeit drei Tagen das Vermaͤhlungsfeſt
einer Hofdame feiern helfe, zu ihrem Braut-
fuͤhrer ſei erwaͤhlt worden, und es ihr wahr-
ſcheinlich um deswillen verſchwiegen habe, da-
mit die Idee einer vollzogenen Heurath ſie
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/165>, abgerufen am 25.11.2024.
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