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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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Mutter ein Liebling der Monarchin war,
fand den neuen Offizier schön, und dieser
war bald kühn genug, ihr ebenfalls zu sagen,
daß er sie aufs innigste und zärtlichste liebe.
Die Art, mit welcher seine Erklärung aufge-
nommen wurde, gab ihm gegründete Hof-
nung, daß er nicht vergebens bitten werde,
durch solch eine Heurath sich leicht in die
Höhe schwingen könne. Er verdoppelte seinen
Eifer, und dieser ward bald mit dem Be-
kenntnisse belohnt, daß man ihn wieder lie-
be, daß selbst die Mutter eine Heurath mit
ihm nicht misbilligen würde, wenn er nur
wenigstens Hauptmann sein würde, und dann
so viel Vermögen darthun könne, als zur
Sicherstellung des erforderlichen Wittwenge-
halts nöthig wäre. Für die Hauptmanns-
stelle, setzte die Geliebte hinzu, wird meine
Mutter bei erster Gelegenheit sorgen, für
das Geld müssen sie aber dann sorgen, weil
meine Mutter außer der Gnade der Monar-

Mutter ein Liebling der Monarchin war,
fand den neuen Offizier ſchoͤn, und dieſer
war bald kuͤhn genug, ihr ebenfalls zu ſagen,
daß er ſie aufs innigſte und zaͤrtlichſte liebe.
Die Art, mit welcher ſeine Erklaͤrung aufge-
nommen wurde, gab ihm gegruͤndete Hof-
nung, daß er nicht vergebens bitten werde,
durch ſolch eine Heurath ſich leicht in die
Hoͤhe ſchwingen koͤnne. Er verdoppelte ſeinen
Eifer, und dieſer ward bald mit dem Be-
kenntniſſe belohnt, daß man ihn wieder lie-
be, daß ſelbſt die Mutter eine Heurath mit
ihm nicht misbilligen wuͤrde, wenn er nur
wenigſtens Hauptmann ſein wuͤrde, und dann
ſo viel Vermoͤgen darthun koͤnne, als zur
Sicherſtellung des erforderlichen Wittwenge-
halts noͤthig waͤre. Fuͤr die Hauptmanns-
ſtelle, ſetzte die Geliebte hinzu, wird meine
Mutter bei erſter Gelegenheit ſorgen, fuͤr
das Geld muͤſſen ſie aber dann ſorgen, weil
meine Mutter außer der Gnade der Monar-

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[159/0173] Mutter ein Liebling der Monarchin war, fand den neuen Offizier ſchoͤn, und dieſer war bald kuͤhn genug, ihr ebenfalls zu ſagen, daß er ſie aufs innigſte und zaͤrtlichſte liebe. Die Art, mit welcher ſeine Erklaͤrung aufge- nommen wurde, gab ihm gegruͤndete Hof- nung, daß er nicht vergebens bitten werde, durch ſolch eine Heurath ſich leicht in die Hoͤhe ſchwingen koͤnne. Er verdoppelte ſeinen Eifer, und dieſer ward bald mit dem Be- kenntniſſe belohnt, daß man ihn wieder lie- be, daß ſelbſt die Mutter eine Heurath mit ihm nicht misbilligen wuͤrde, wenn er nur wenigſtens Hauptmann ſein wuͤrde, und dann ſo viel Vermoͤgen darthun koͤnne, als zur Sicherſtellung des erforderlichen Wittwenge- halts noͤthig waͤre. Fuͤr die Hauptmanns- ſtelle, ſetzte die Geliebte hinzu, wird meine Mutter bei erſter Gelegenheit ſorgen, fuͤr das Geld muͤſſen ſie aber dann ſorgen, weil meine Mutter außer der Gnade der Monar-

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Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/173>, abgerufen am 26.11.2024.