ner Eigensinn erlaubt. Viele gute und edle Jünglinge warben bei mir schon um deine Hand, ich verwieß sie an dich, aber sie kehr- ten bald traurend zurück, und klagten mir, daß du ihre Blicke nicht sehen, ihre Seufzer nicht hören wollest.
Amalie. Lieber, theurer Vater, ich bin so glücklich, wollen Sie mich denn un- glücklich wissen? Ich fühle noch keine Neigung zur Heurath, möglich, daß sie in Zukunft sich nähert, möglich, daß sie bald erscheint, dann will ich ihres Rathes achten, aber jetzt. -- -- O lassen sie mich ferner unter ihrem Schutze leben! Die Liebe meiner Eltern, mein kleiner Garten ist der einzige Wunsch meines Herzens. Gönnen sie mir ihn noch länger, ich würde keines ohne Trauer vermissen können.
Vater. Es thut mir weh -- --
ner Eigenſinn erlaubt. Viele gute und edle Juͤnglinge warben bei mir ſchon um deine Hand, ich verwieß ſie an dich, aber ſie kehr- ten bald traurend zuruͤck, und klagten mir, daß du ihre Blicke nicht ſehen, ihre Seufzer nicht hoͤren wolleſt.
Amalie. Lieber, theurer Vater, ich bin ſo gluͤcklich, wollen Sie mich denn un- gluͤcklich wiſſen? Ich fuͤhle noch keine Neigung zur Heurath, moͤglich, daß ſie in Zukunft ſich naͤhert, moͤglich, daß ſie bald erſcheint, dann will ich ihres Rathes achten, aber jetzt. — — O laſſen ſie mich ferner unter ihrem Schutze leben! Die Liebe meiner Eltern, mein kleiner Garten iſt der einzige Wunſch meines Herzens. Goͤnnen ſie mir ihn noch laͤnger, ich wuͤrde keines ohne Trauer vermiſſen koͤnnen.
Vater. Es thut mir weh — —
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ner Eigenſinn erlaubt. Viele gute und edle
Juͤnglinge warben bei mir ſchon um deine
Hand, ich verwieß ſie an dich, aber ſie kehr-
ten bald traurend zuruͤck, und klagten mir,
daß du ihre Blicke nicht ſehen, ihre Seufzer
nicht hoͤren wolleſt.
Amalie. Lieber, theurer Vater, ich bin
ſo gluͤcklich, wollen Sie mich denn un-
gluͤcklich wiſſen? Ich fuͤhle noch keine Neigung
zur Heurath, moͤglich, daß ſie in Zukunft
ſich naͤhert, moͤglich, daß ſie bald erſcheint,
dann will ich ihres Rathes achten, aber jetzt.
— — O laſſen ſie mich ferner unter ihrem
Schutze leben! Die Liebe meiner Eltern, mein
kleiner Garten iſt der einzige Wunſch meines
Herzens. Goͤnnen ſie mir ihn noch laͤnger,
ich wuͤrde keines ohne Trauer vermiſſen
koͤnnen.
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/22>, abgerufen am 21.11.2024.
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