Schau umher führt. Ohne sie bist du un- dankbarer, als ein Hund, der die nährende Hand seines Wohlthäters dankbar lekt!
Der Arzt führte mich durch die Thüre des Thurms nach einem großen, runden, aber sehr reinlichen Saale. Ich stand zögernd an der Thüre stille. Stärkeres Gerassel der Ketten und schallende, zakende Stimmen schreckten mich zurück. Mein Auge blickte furchtsam in die Höhe, aus welcher beides herab ertönte.
Ein breiter Gang, zu welchem in einer Ecke des Saals eine kleine Wendeltreppe em- por führte, lief rings in der Mitte seiner Höhe an der Wand umher. Ich sah in die- ser viele kleine Gemächer, in welche man durch den Gang gelangen konnte, aller Thü- ren standen offen, aus welchen hie und da ein armer Wahnsinniger mit scheuem, oft
Schau umher fuͤhrt. Ohne ſie biſt du un- dankbarer, als ein Hund, der die naͤhrende Hand ſeines Wohlthaͤters dankbar lekt!
Der Arzt fuͤhrte mich durch die Thuͤre des Thurms nach einem großen, runden, aber ſehr reinlichen Saale. Ich ſtand zoͤgernd an der Thuͤre ſtille. Staͤrkeres Geraſſel der Ketten und ſchallende, zakende Stimmen ſchreckten mich zuruͤck. Mein Auge blickte furchtſam in die Hoͤhe, aus welcher beides herab ertoͤnte.
Ein breiter Gang, zu welchem in einer Ecke des Saals eine kleine Wendeltreppe em- por fuͤhrte, lief rings in der Mitte ſeiner Hoͤhe an der Wand umher. Ich ſah in die- ſer viele kleine Gemaͤcher, in welche man durch den Gang gelangen konnte, aller Thuͤ- ren ſtanden offen, aus welchen hie und da ein armer Wahnſinniger mit ſcheuem, oft
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0227"n="213"/>
Schau umher fuͤhrt. Ohne ſie biſt du un-<lb/>
dankbarer, als ein Hund, der die naͤhrende<lb/>
Hand ſeines Wohlthaͤters dankbar lekt!</p><lb/><p>Der Arzt fuͤhrte mich durch die Thuͤre<lb/>
des Thurms nach einem großen, runden, aber<lb/>ſehr reinlichen Saale. Ich ſtand zoͤgernd an<lb/>
der Thuͤre ſtille. Staͤrkeres Geraſſel der<lb/>
Ketten und ſchallende, zakende Stimmen<lb/>ſchreckten mich zuruͤck. Mein Auge blickte<lb/>
furchtſam in die Hoͤhe, aus welcher beides<lb/>
herab ertoͤnte.</p><lb/><p>Ein breiter Gang, zu welchem in einer<lb/>
Ecke des Saals eine kleine Wendeltreppe em-<lb/>
por fuͤhrte, lief rings in der Mitte ſeiner<lb/>
Hoͤhe an der Wand umher. Ich ſah in die-<lb/>ſer viele kleine Gemaͤcher, in welche man<lb/>
durch den Gang gelangen konnte, aller Thuͤ-<lb/>
ren ſtanden offen, aus welchen hie und da<lb/>
ein armer Wahnſinniger mit ſcheuem, oft<lb/></p></div></body></text></TEI>
[213/0227]
Schau umher fuͤhrt. Ohne ſie biſt du un-
dankbarer, als ein Hund, der die naͤhrende
Hand ſeines Wohlthaͤters dankbar lekt!
Der Arzt fuͤhrte mich durch die Thuͤre
des Thurms nach einem großen, runden, aber
ſehr reinlichen Saale. Ich ſtand zoͤgernd an
der Thuͤre ſtille. Staͤrkeres Geraſſel der
Ketten und ſchallende, zakende Stimmen
ſchreckten mich zuruͤck. Mein Auge blickte
furchtſam in die Hoͤhe, aus welcher beides
herab ertoͤnte.
Ein breiter Gang, zu welchem in einer
Ecke des Saals eine kleine Wendeltreppe em-
por fuͤhrte, lief rings in der Mitte ſeiner
Hoͤhe an der Wand umher. Ich ſah in die-
ſer viele kleine Gemaͤcher, in welche man
durch den Gang gelangen konnte, aller Thuͤ-
ren ſtanden offen, aus welchen hie und da
ein armer Wahnſinniger mit ſcheuem, oft
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/227>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.