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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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Der Arzt. Nun? wie gehts ihnen?

Der Wahnsinnige. Gut, herrlich! Was
soll mir abgehen? Hätte mir eher den Tod
eingebildet, als daß man in einem Narrenhau-
se so angenehm und schön bewirthet werden
sollte. (mich anblickend und nochmals
grüssend)
Votre Serviteur, Monsieur! Be-
suchen Sie uns auch? Wollen wahrscheinlich
sehen: Wie wir hier leben? Ich versichere
Sie: Schön und herrlich! Was kann ich
mehr fordern? (in seinem Gemache um-
her deutend)
Ich habe ein prächtig möb-
lirtes Zimmer, und mein schöner, allerlieb-
ster Engel, (der Tochter des Wärters
den Fuß küssend)
unsre brave Köchin
kocht uns die besten Speisen! Mir geht nichts
ab! Gar nichts! Ich lebe herrlich und zu-
frieden! Hätte mich der Teufel nicht auf einer
Misttrage herein getragen, so wäre ich ja
glücklicher, als ein König! Aber nicht wahr,

mein

Der Arzt. Nun? wie gehts ihnen?

Der Wahnſinnige. Gut, herrlich! Was
ſoll mir abgehen? Haͤtte mir eher den Tod
eingebildet, als daß man in einem Narrenhau-
ſe ſo angenehm und ſchoͤn bewirthet werden
ſollte. (mich anblickend und nochmals
gruͤſſend)
Votre Serviteur, Monsieur! Be-
ſuchen Sie uns auch? Wollen wahrſcheinlich
ſehen: Wie wir hier leben? Ich verſichere
Sie: Schoͤn und herrlich! Was kann ich
mehr fordern? (in ſeinem Gemache um-
her deutend)
Ich habe ein praͤchtig moͤb-
lirtes Zimmer, und mein ſchoͤner, allerlieb-
ſter Engel, (der Tochter des Waͤrters
den Fuß kuͤſſend)
unſre brave Koͤchin
kocht uns die beſten Speiſen! Mir geht nichts
ab! Gar nichts! Ich lebe herrlich und zu-
frieden! Haͤtte mich der Teufel nicht auf einer
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[224/0238] Der Arzt. Nun? wie gehts ihnen? Der Wahnſinnige. Gut, herrlich! Was ſoll mir abgehen? Haͤtte mir eher den Tod eingebildet, als daß man in einem Narrenhau- ſe ſo angenehm und ſchoͤn bewirthet werden ſollte. (mich anblickend und nochmals gruͤſſend) Votre Serviteur, Monsieur! Be- ſuchen Sie uns auch? Wollen wahrſcheinlich ſehen: Wie wir hier leben? Ich verſichere Sie: Schoͤn und herrlich! Was kann ich mehr fordern? (in ſeinem Gemache um- her deutend) Ich habe ein praͤchtig moͤb- lirtes Zimmer, und mein ſchoͤner, allerlieb- ſter Engel, (der Tochter des Waͤrters den Fuß kuͤſſend) unſre brave Koͤchin kocht uns die beſten Speiſen! Mir geht nichts ab! Gar nichts! Ich lebe herrlich und zu- frieden! Haͤtte mich der Teufel nicht auf einer Miſttrage herein getragen, ſo waͤre ich ja gluͤcklicher, als ein Koͤnig! Aber nicht wahr, mein

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Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/238>, abgerufen am 30.11.2024.