Er ist das einzige Kind armer Eltern, des Vaters Bruder studierte, schwang sich durch Genie bei Hofe empor, und nahm den hofnungsvollen Jüngling zu sich, um ihn durch sein Ansehen zu unterstützen, und, weil er kinderlos war, einst zum Erben seines ansehnlichen Vermögens einzusetzen. Der Jüngling lernte und studierte mit anhalten- dem Fleisse, ward bald der Liebling seines Onkels, erhielte von ihm, was sein Herz nur wünschen konnte.
Schon in seinem zwei und zwanzigsten Jahre ward er zum Doktor der Rechte auf der Universität promovirt, sollte bald her- nach einen einträglichen Dienst antreten, und die Tochter eines sehr reichen Kaufmanns heurathen. Ob diese Heurath gleich der Lieb- lingsplan seines Onkels war, so widersezte sich der Neffe doch mit Ernste derselben. Der Onkel forschte insgeheim nach der möglichen
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Er iſt das einzige Kind armer Eltern, des Vaters Bruder ſtudierte, ſchwang ſich durch Genie bei Hofe empor, und nahm den hofnungsvollen Juͤngling zu ſich, um ihn durch ſein Anſehen zu unterſtuͤtzen, und, weil er kinderlos war, einſt zum Erben ſeines anſehnlichen Vermoͤgens einzuſetzen. Der Juͤngling lernte und ſtudierte mit anhalten- dem Fleiſſe, ward bald der Liebling ſeines Onkels, erhielte von ihm, was ſein Herz nur wuͤnſchen konnte.
Schon in ſeinem zwei und zwanzigſten Jahre ward er zum Doktor der Rechte auf der Univerſitaͤt promovirt, ſollte bald her- nach einen eintraͤglichen Dienſt antreten, und die Tochter eines ſehr reichen Kaufmanns heurathen. Ob dieſe Heurath gleich der Lieb- lingsplan ſeines Onkels war, ſo widerſezte ſich der Neffe doch mit Ernſte derſelben. Der Onkel forſchte insgeheim nach der moͤglichen
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Er iſt das einzige Kind armer Eltern,
des Vaters Bruder ſtudierte, ſchwang ſich
durch Genie bei Hofe empor, und nahm den
hofnungsvollen Juͤngling zu ſich, um ihn
durch ſein Anſehen zu unterſtuͤtzen, und, weil
er kinderlos war, einſt zum Erben ſeines
anſehnlichen Vermoͤgens einzuſetzen. Der
Juͤngling lernte und ſtudierte mit anhalten-
dem Fleiſſe, ward bald der Liebling ſeines
Onkels, erhielte von ihm, was ſein Herz
nur wuͤnſchen konnte.
Schon in ſeinem zwei und zwanzigſten
Jahre ward er zum Doktor der Rechte auf
der Univerſitaͤt promovirt, ſollte bald her-
nach einen eintraͤglichen Dienſt antreten, und
die Tochter eines ſehr reichen Kaufmanns
heurathen. Ob dieſe Heurath gleich der Lieb-
lingsplan ſeines Onkels war, ſo widerſezte
ſich der Neffe doch mit Ernſte derſelben. Der
Onkel forſchte insgeheim nach der moͤglichen
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/241>, abgerufen am 30.11.2024.
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