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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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mußten alles anwenden, um sie seinen Hän-
den zu entreissen, weil er sie für untreu hielt,
und mit aller Gewalt morden wollte. So
sehr sich beide mühten, ihn von seinem un-
glücklichen Irrthume zu überzeugen, so war
doch jede Mühe vergebens, er raßte an-
haltend und schrecklich, und ich war gezwun-
gen, die Hoffenden trostlos fortzuschicken.

Früh fand ich ihn wieder fröhlich und lu-
stig, er erzählte mir mit lachendem Munde,
daß er gestern mit dem Teufel gekämpft, und
sein ungetreues Mädchen ermordet habe.
Izt, rief er munter aus, bin ich wieder
frei und ledig, kann mich nach Gefallen in
eine andere verlieben.

Ich wagte es nicht, seine Freunde wie-
der vor sein Bette zu führen, und sandte sie
mit dem Versprechen heim, daß ich alles an-
wenden würde, um ihn gerettet in ihre Ar-

mußten alles anwenden, um ſie ſeinen Haͤn-
den zu entreiſſen, weil er ſie fuͤr untreu hielt,
und mit aller Gewalt morden wollte. So
ſehr ſich beide muͤhten, ihn von ſeinem un-
gluͤcklichen Irrthume zu uͤberzeugen, ſo war
doch jede Muͤhe vergebens, er raßte an-
haltend und ſchrecklich, und ich war gezwun-
gen, die Hoffenden troſtlos fortzuſchicken.

Fruͤh fand ich ihn wieder froͤhlich und lu-
ſtig, er erzaͤhlte mir mit lachendem Munde,
daß er geſtern mit dem Teufel gekaͤmpft, und
ſein ungetreues Maͤdchen ermordet habe.
Izt, rief er munter aus, bin ich wieder
frei und ledig, kann mich nach Gefallen in
eine andere verlieben.

Ich wagte es nicht, ſeine Freunde wie-
der vor ſein Bette zu fuͤhren, und ſandte ſie
mit dem Verſprechen heim, daß ich alles an-
wenden wuͤrde, um ihn gerettet in ihre Ar-

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[231/0245] mußten alles anwenden, um ſie ſeinen Haͤn- den zu entreiſſen, weil er ſie fuͤr untreu hielt, und mit aller Gewalt morden wollte. So ſehr ſich beide muͤhten, ihn von ſeinem un- gluͤcklichen Irrthume zu uͤberzeugen, ſo war doch jede Muͤhe vergebens, er raßte an- haltend und ſchrecklich, und ich war gezwun- gen, die Hoffenden troſtlos fortzuſchicken. Fruͤh fand ich ihn wieder froͤhlich und lu- ſtig, er erzaͤhlte mir mit lachendem Munde, daß er geſtern mit dem Teufel gekaͤmpft, und ſein ungetreues Maͤdchen ermordet habe. Izt, rief er munter aus, bin ich wieder frei und ledig, kann mich nach Gefallen in eine andere verlieben. Ich wagte es nicht, ſeine Freunde wie- der vor ſein Bette zu fuͤhren, und ſandte ſie mit dem Verſprechen heim, daß ich alles an- wenden wuͤrde, um ihn gerettet in ihre Ar-

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Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/245>, abgerufen am 29.11.2024.