als sich bei seiner Annäherung die Miene des Leidenden mit einmal veränderte, er klap- perte, gleich einem wilden Thiere, mit den Zähnen, schnapte oft nach der Hand des Wär- ters, und schmiegte sich nur dann furchtsam in Winkel, als dieser ihn äusserst rasch an- redete, und Ruhe gebot.
Armer, bedauernswürdigster Unglücklicher, auch ich wünsche dir den Tod, und dort vol- len Lohn für dein unnennbares Leiden, denn hienieden grünt kein Freudenblatt für dich, hienieden mußt du auch das einzige Labsal des hülflosesten Unglücklichen, den Trost dei- ner Mitmenschen entbehren! Dein schreckli- cher Wahnsinn zwingt sie, dich mit Furcht zu quälen, wenn sie dir Hülfe leisten wol- len!
Hier können sie ohne Scheu eintreten, wenn sie anders ruhig zuhören wollen, sprach
als ſich bei ſeiner Annaͤherung die Miene des Leidenden mit einmal veraͤnderte, er klap- perte, gleich einem wilden Thiere, mit den Zaͤhnen, ſchnapte oft nach der Hand des Waͤr- ters, und ſchmiegte ſich nur dann furchtſam in Winkel, als dieſer ihn aͤuſſerſt raſch an- redete, und Ruhe gebot.
Armer, bedauernswuͤrdigſter Ungluͤcklicher, auch ich wuͤnſche dir den Tod, und dort vol- len Lohn fuͤr dein unnennbares Leiden, denn hienieden gruͤnt kein Freudenblatt fuͤr dich, hienieden mußt du auch das einzige Labſal des huͤlfloſeſten Ungluͤcklichen, den Troſt dei- ner Mitmenſchen entbehren! Dein ſchreckli- cher Wahnſinn zwingt ſie, dich mit Furcht zu quaͤlen, wenn ſie dir Huͤlfe leiſten wol- len!
Hier koͤnnen ſie ohne Scheu eintreten, wenn ſie anders ruhig zuhoͤren wollen, ſprach
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als ſich bei ſeiner Annaͤherung die Miene des
Leidenden mit einmal veraͤnderte, er klap-
perte, gleich einem wilden Thiere, mit den
Zaͤhnen, ſchnapte oft nach der Hand des Waͤr-
ters, und ſchmiegte ſich nur dann furchtſam
in Winkel, als dieſer ihn aͤuſſerſt raſch an-
redete, und Ruhe gebot.
Armer, bedauernswuͤrdigſter Ungluͤcklicher,
auch ich wuͤnſche dir den Tod, und dort vol-
len Lohn fuͤr dein unnennbares Leiden, denn
hienieden gruͤnt kein Freudenblatt fuͤr dich,
hienieden mußt du auch das einzige Labſal
des huͤlfloſeſten Ungluͤcklichen, den Troſt dei-
ner Mitmenſchen entbehren! Dein ſchreckli-
cher Wahnſinn zwingt ſie, dich mit Furcht
zu quaͤlen, wenn ſie dir Huͤlfe leiſten wol-
len!
Hier koͤnnen ſie ohne Scheu eintreten,
wenn ſie anders ruhig zuhoͤren wollen, ſprach
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/260>, abgerufen am 28.11.2024.
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