sie heftig klopfte, und dem Kinde durch Zei- chen zu verstehen gab, daß es rufen möge: Wer sein Vater war? Wie er sich nenne? In welchem Lande sie wohnten? konnte das Kind nicht erzählen.
Da der Haufe, welcher nach der Aussage des Kindes seine Mutter so lange gefangen mit sich führte, wahrscheinlich nahe der Ka- pelle gelagert hatte, aus welcher ehemals Edeldrud geraubt wurde, so sandte der Va- ter sogleich den Vogt mit einer Menge Reisi- gen aus, um diesen auf die Spur zu kom- men, und so die mögliche Entdeckung zu för- dern. Aber dieser kehrte schon am Abende mit der Versicherung zurück, daß er zwar die Stät- te ihres Lagers zwischen den Felsen entdeckt, aber die weitere Spur verlohren habe. Wie ich aber, erzählte er weiter, beim Rückzuge in der Kapelle betete, und eures Jammers lebhaft gedachte, da gab mir sonder Zweifel
Gott
ſie heftig klopfte, und dem Kinde durch Zei- chen zu verſtehen gab, daß es rufen moͤge: Wer ſein Vater war? Wie er ſich nenne? In welchem Lande ſie wohnten? konnte das Kind nicht erzaͤhlen.
Da der Haufe, welcher nach der Ausſage des Kindes ſeine Mutter ſo lange gefangen mit ſich fuͤhrte, wahrſcheinlich nahe der Ka- pelle gelagert hatte, aus welcher ehemals Edeldrud geraubt wurde, ſo ſandte der Va- ter ſogleich den Vogt mit einer Menge Reiſi- gen aus, um dieſen auf die Spur zu kom- men, und ſo die moͤgliche Entdeckung zu foͤr- dern. Aber dieſer kehrte ſchon am Abende mit der Verſicherung zuruͤck, daß er zwar die Staͤt- te ihres Lagers zwiſchen den Felſen entdeckt, aber die weitere Spur verlohren habe. Wie ich aber, erzaͤhlte er weiter, beim Ruͤckzuge in der Kapelle betete, und eures Jammers lebhaft gedachte, da gab mir ſonder Zweifel
Gott
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0334"n="320"/>ſie heftig klopfte, und dem Kinde durch Zei-<lb/>
chen zu verſtehen gab, daß es rufen moͤge:<lb/>
Wer ſein Vater war? Wie er ſich nenne?<lb/>
In welchem Lande ſie wohnten? konnte das<lb/>
Kind nicht erzaͤhlen.</p><lb/><p>Da der Haufe, welcher nach der Ausſage<lb/>
des Kindes ſeine Mutter ſo lange gefangen<lb/>
mit ſich fuͤhrte, wahrſcheinlich nahe der Ka-<lb/>
pelle gelagert hatte, aus welcher ehemals<lb/>
Edeldrud geraubt wurde, ſo ſandte der Va-<lb/>
ter ſogleich den Vogt mit einer Menge Reiſi-<lb/>
gen aus, um dieſen auf die Spur zu kom-<lb/>
men, und ſo die moͤgliche Entdeckung zu foͤr-<lb/>
dern. Aber dieſer kehrte ſchon am Abende mit<lb/>
der Verſicherung zuruͤck, daß er zwar die Staͤt-<lb/>
te ihres Lagers zwiſchen den Felſen entdeckt,<lb/>
aber die weitere Spur verlohren habe. Wie<lb/>
ich aber, erzaͤhlte er weiter, beim Ruͤckzuge<lb/>
in der Kapelle betete, und eures Jammers<lb/>
lebhaft gedachte, da gab mir ſonder Zweifel<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Gott</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[320/0334]
ſie heftig klopfte, und dem Kinde durch Zei-
chen zu verſtehen gab, daß es rufen moͤge:
Wer ſein Vater war? Wie er ſich nenne?
In welchem Lande ſie wohnten? konnte das
Kind nicht erzaͤhlen.
Da der Haufe, welcher nach der Ausſage
des Kindes ſeine Mutter ſo lange gefangen
mit ſich fuͤhrte, wahrſcheinlich nahe der Ka-
pelle gelagert hatte, aus welcher ehemals
Edeldrud geraubt wurde, ſo ſandte der Va-
ter ſogleich den Vogt mit einer Menge Reiſi-
gen aus, um dieſen auf die Spur zu kom-
men, und ſo die moͤgliche Entdeckung zu foͤr-
dern. Aber dieſer kehrte ſchon am Abende mit
der Verſicherung zuruͤck, daß er zwar die Staͤt-
te ihres Lagers zwiſchen den Felſen entdeckt,
aber die weitere Spur verlohren habe. Wie
ich aber, erzaͤhlte er weiter, beim Ruͤckzuge
in der Kapelle betete, und eures Jammers
lebhaft gedachte, da gab mir ſonder Zweifel
Gott
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/334>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.