Gott einen Rath ein, der euch, wenn ihr ihn nützen wollt, dem Endzwecke näher führen wird. Beruft einen gelehrten Mönch aus dem nahen Benediktiner Kloster, lohnt ihn gut, damit er der gestrengen Frau die Kunst zu schreiben lehre, sie wird dann ihm alles kund machen können, was sich mit ihr zugetragen hat, und ihr werdet es durch ihn wieder er- fahren.
Der alte Vater ergrif diesen Rath mit vie- len Freuden, er that ihm seiner Tochter kund, und diese äusserte große Begierde, diese Kunst bald zu erlernen.
Schon am andern Morgen erschien der Mönch, und gelobte, binnen Jahr und Tag der edlen Frau die Schreibekunst vollkommen zu lehren. Alles harrte dieser Zeit mit Be- gierde entgegen, ehe aber noch Edeldrud die Buchstaben nachmahlen konnte, warf Alter,
Biogr. d. W. 3. B. X
Gott einen Rath ein, der euch, wenn ihr ihn nuͤtzen wollt, dem Endzwecke naͤher fuͤhren wird. Beruft einen gelehrten Moͤnch aus dem nahen Benediktiner Kloſter, lohnt ihn gut, damit er der geſtrengen Frau die Kunſt zu ſchreiben lehre, ſie wird dann ihm alles kund machen koͤnnen, was ſich mit ihr zugetragen hat, und ihr werdet es durch ihn wieder er- fahren.
Der alte Vater ergrif dieſen Rath mit vie- len Freuden, er that ihm ſeiner Tochter kund, und dieſe aͤuſſerte große Begierde, dieſe Kunſt bald zu erlernen.
Schon am andern Morgen erſchien der Moͤnch, und gelobte, binnen Jahr und Tag der edlen Frau die Schreibekunſt vollkommen zu lehren. Alles harrte dieſer Zeit mit Be- gierde entgegen, ehe aber noch Edeldrud die Buchſtaben nachmahlen konnte, warf Alter,
Biogr. d. W. 3. B. X
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Gott einen Rath ein, der euch, wenn ihr ihn
nuͤtzen wollt, dem Endzwecke naͤher fuͤhren
wird. Beruft einen gelehrten Moͤnch aus dem
nahen Benediktiner Kloſter, lohnt ihn gut,
damit er der geſtrengen Frau die Kunſt zu
ſchreiben lehre, ſie wird dann ihm alles kund
machen koͤnnen, was ſich mit ihr zugetragen
hat, und ihr werdet es durch ihn wieder er-
fahren.
Der alte Vater ergrif dieſen Rath mit vie-
len Freuden, er that ihm ſeiner Tochter kund,
und dieſe aͤuſſerte große Begierde, dieſe Kunſt
bald zu erlernen.
Schon am andern Morgen erſchien der
Moͤnch, und gelobte, binnen Jahr und Tag
der edlen Frau die Schreibekunſt vollkommen
zu lehren. Alles harrte dieſer Zeit mit Be-
gierde entgegen, ehe aber noch Edeldrud die
Buchſtaben nachmahlen konnte, warf Alter,
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/335>, abgerufen am 24.11.2024.
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