Als Kaiser Ludwig von seinem unglück- lichen Zuge aus Italien nach Deutschland rückkehrte, und mit seiner Hofstatt in Re- gensburg einige Zeit weilte, war Kleta eben siebenzehn Jahr alt geworden. Alle, die sie sahen und kannten, lobpreißten ihre ausseror- dentliche Schönheit, und behaupteten einstim- mig, daß noch keine schönere und reitzendere Dirne in dieser Stadt gelebt habe. Dieser Ruf, welcher schon allgemein war, ehe der Kaiser anlangte, verbreitete sich bald am Hofe des- selben. Die jungen Ritter wünschten diese Perl der Schönheit näher zu sehen; sie schli- chen an ihrem Hause vorüber, und sammle- ten sich in der Kirche, wo sie betete. Wann dann Kleta etwan ans Fenster trat, oder in der Kirche ihren Schleier lüftete, so war's, als wenn die Sonne aufging, aller Augen wandten sich nach ihr, und verehrten sie.
An der Spitze aller, welche Kletas große Schönheit verehrten, und nach einem Blicke
Als Kaiſer Ludwig von ſeinem ungluͤck- lichen Zuge aus Italien nach Deutſchland ruͤckkehrte, und mit ſeiner Hofſtatt in Re- gensburg einige Zeit weilte, war Kleta eben ſiebenzehn Jahr alt geworden. Alle, die ſie ſahen und kannten, lobpreißten ihre auſſeror- dentliche Schoͤnheit, und behaupteten einſtim- mig, daß noch keine ſchoͤnere und reitzendere Dirne in dieſer Stadt gelebt habe. Dieſer Ruf, welcher ſchon allgemein war, ehe der Kaiſer anlangte, verbreitete ſich bald am Hofe deſ- ſelben. Die jungen Ritter wuͤnſchten dieſe Perl der Schoͤnheit naͤher zu ſehen; ſie ſchli- chen an ihrem Hauſe voruͤber, und ſammle- ten ſich in der Kirche, wo ſie betete. Wann dann Kleta etwan ans Fenſter trat, oder in der Kirche ihren Schleier luͤftete, ſo war's, als wenn die Sonne aufging, aller Augen wandten ſich nach ihr, und verehrten ſie.
An der Spitze aller, welche Kletas große Schoͤnheit verehrten, und nach einem Blicke
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Als Kaiſer Ludwig von ſeinem ungluͤck-
lichen Zuge aus Italien nach Deutſchland
ruͤckkehrte, und mit ſeiner Hofſtatt in Re-
gensburg einige Zeit weilte, war Kleta eben
ſiebenzehn Jahr alt geworden. Alle, die ſie
ſahen und kannten, lobpreißten ihre auſſeror-
dentliche Schoͤnheit, und behaupteten einſtim-
mig, daß noch keine ſchoͤnere und reitzendere
Dirne in dieſer Stadt gelebt habe. Dieſer Ruf,
welcher ſchon allgemein war, ehe der Kaiſer
anlangte, verbreitete ſich bald am Hofe deſ-
ſelben. Die jungen Ritter wuͤnſchten dieſe
Perl der Schoͤnheit naͤher zu ſehen; ſie ſchli-
chen an ihrem Hauſe voruͤber, und ſammle-
ten ſich in der Kirche, wo ſie betete. Wann
dann Kleta etwan ans Fenſter trat, oder in
der Kirche ihren Schleier luͤftete, ſo war's,
als wenn die Sonne aufging, aller Augen
wandten ſich nach ihr, und verehrten ſie.
An der Spitze aller, welche Kletas große
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/340>, abgerufen am 24.11.2024.
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