und versicherte mich, daß er sich nie besser befinde, als wenn er im Freien zusehen kön- ne, wie wilder Sturm in fruchtbaren Gefil- den wüthe. Ich gesteh's aufrichtig, daß mir diese menschenfeindliche Antwort wehe that, und wollte ihn eben verlassen, als er mit ein- mal in die Ferne starrte, pfeilschnell auf- sprang, und nach dem Flusse hinab lief, ich folgte ihm mühsam, und sah gleich ihm, daß der Sturm das kleine Schiff auf dem Stro- me herab gegen die Mühlen treibe, ich rann- te zurück, um mit meinen Knechten dort Hülfe leisten zu können, beweinte aber auf- richtig ihren Tod, wie ich das Schiff nicht mehr, und die Fischer im Wasser erblickte. Um wo möglich, Rettung zu versuchen, rann- te ich mit meinen Knechten am Ufer auf- wärts, und sah deutlich, wie die Fischer das Land glücklich erreichten, der fremde Unbe- kannte aber eben unsre Jungfrau schwimmend durch die Wellen trug. Wir frohlockten ihm
und verſicherte mich, daß er ſich nie beſſer befinde, als wenn er im Freien zuſehen koͤn- ne, wie wilder Sturm in fruchtbaren Gefil- den wuͤthe. Ich geſteh's aufrichtig, daß mir dieſe menſchenfeindliche Antwort wehe that, und wollte ihn eben verlaſſen, als er mit ein- mal in die Ferne ſtarrte, pfeilſchnell auf- ſprang, und nach dem Fluſſe hinab lief, ich folgte ihm muͤhſam, und ſah gleich ihm, daß der Sturm das kleine Schiff auf dem Stro- me herab gegen die Muͤhlen treibe, ich rann- te zuruͤck, um mit meinen Knechten dort Huͤlfe leiſten zu koͤnnen, beweinte aber auf- richtig ihren Tod, wie ich das Schiff nicht mehr, und die Fiſcher im Waſſer erblickte. Um wo moͤglich, Rettung zu verſuchen, rann- te ich mit meinen Knechten am Ufer auf- waͤrts, und ſah deutlich, wie die Fiſcher das Land gluͤcklich erreichten, der fremde Unbe- kannte aber eben unſre Jungfrau ſchwimmend durch die Wellen trug. Wir frohlockten ihm
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und verſicherte mich, daß er ſich nie beſſer
befinde, als wenn er im Freien zuſehen koͤn-
ne, wie wilder Sturm in fruchtbaren Gefil-
den wuͤthe. Ich geſteh's aufrichtig, daß mir
dieſe menſchenfeindliche Antwort wehe that,
und wollte ihn eben verlaſſen, als er mit ein-
mal in die Ferne ſtarrte, pfeilſchnell auf-
ſprang, und nach dem Fluſſe hinab lief, ich
folgte ihm muͤhſam, und ſah gleich ihm, daß
der Sturm das kleine Schiff auf dem Stro-
me herab gegen die Muͤhlen treibe, ich rann-
te zuruͤck, um mit meinen Knechten dort
Huͤlfe leiſten zu koͤnnen, beweinte aber auf-
richtig ihren Tod, wie ich das Schiff nicht
mehr, und die Fiſcher im Waſſer erblickte.
Um wo moͤglich, Rettung zu verſuchen, rann-
te ich mit meinen Knechten am Ufer auf-
waͤrts, und ſah deutlich, wie die Fiſcher das
Land gluͤcklich erreichten, der fremde Unbe-
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/48>, abgerufen am 21.11.2024.
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