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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796.

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innigste, er war der zärtlichste Vater seiner
Kinder, aber Furcht, Angst und Reue erlaub-
ten ihm nicht, beide noch einmal zu sehen [u]nd
an sein Herz zu drücken, er war überzeugt,
daß er sich nicht von ihnen trennen könnte,
wenn er ihr Flehen hörte; er wußte, daß der
Rabenstein sein Todenbette werden müsse,
wenn er bliebe; er eilte fort, um sich vor die-
sem schmählichen Tod zu retten, und seinem
Weibe grössern Jammer, seinen Kindern
Schande zu ersparen.

Erst nach zwei Stunden erfuhr der Fürst
die That und des Grafen R--s Tod mit ein-
mal. Er wüthete und raßte, er schwur hoch
und theuer, daß er beides streng rächen würde.
Nicht allein Gerechtigkeitsliebe, sondern auch
eine heftige Leidenschaft war die Urheberin die-
ses Schwurs. Die Späher seiner Handlungen
hatten gut und weise geurtheilt; er liebte die
fremde Gräfin innig und zärtlich, er suchte

innigſte, er war der zaͤrtlichſte Vater ſeiner
Kinder, aber Furcht, Angſt und Reue erlaub-
ten ihm nicht, beide noch einmal zu ſehen [u]nd
an ſein Herz zu druͤcken, er war uͤberzeugt,
daß er ſich nicht von ihnen trennen koͤnnte,
wenn er ihr Flehen hoͤrte; er wußte, daß der
Rabenſtein ſein Todenbette werden muͤſſe,
wenn er bliebe; er eilte fort, um ſich vor die-
ſem ſchmaͤhlichen Tod zu retten, und ſeinem
Weibe groͤſſern Jammer, ſeinen Kindern
Schande zu erſparen.

Erſt nach zwei Stunden erfuhr der Fuͤrſt
die That und des Grafen R—s Tod mit ein-
mal. Er wuͤthete und raßte, er ſchwur hoch
und theuer, daß er beides ſtreng raͤchen wuͤrde.
Nicht allein Gerechtigkeitsliebe, ſondern auch
eine heftige Leidenſchaft war die Urheberin die-
ſes Schwurs. Die Spaͤher ſeiner Handlungen
hatten gut und weiſe geurtheilt; er liebte die
fremde Graͤfin innig und zaͤrtlich, er ſuchte

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[101/0111] innigſte, er war der zaͤrtlichſte Vater ſeiner Kinder, aber Furcht, Angſt und Reue erlaub- ten ihm nicht, beide noch einmal zu ſehen und an ſein Herz zu druͤcken, er war uͤberzeugt, daß er ſich nicht von ihnen trennen koͤnnte, wenn er ihr Flehen hoͤrte; er wußte, daß der Rabenſtein ſein Todenbette werden muͤſſe, wenn er bliebe; er eilte fort, um ſich vor die- ſem ſchmaͤhlichen Tod zu retten, und ſeinem Weibe groͤſſern Jammer, ſeinen Kindern Schande zu erſparen. Erſt nach zwei Stunden erfuhr der Fuͤrſt die That und des Grafen R—s Tod mit ein- mal. Er wuͤthete und raßte, er ſchwur hoch und theuer, daß er beides ſtreng raͤchen wuͤrde. Nicht allein Gerechtigkeitsliebe, ſondern auch eine heftige Leidenſchaft war die Urheberin die- ſes Schwurs. Die Spaͤher ſeiner Handlungen hatten gut und weiſe geurtheilt; er liebte die fremde Graͤfin innig und zaͤrtlich, er ſuchte

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Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/111>, abgerufen am 09.11.2024.