suchen, den Thäter ohne Schonung arretiren, und in jedem Falle sein ganzes Haab und Ei- genthum versiegeln sollten.
Die Arme zitterte und bebte, sie hatte kurz vorher geweint, weil der Graf so lange nicht heimkehrte, und sie seinen Vorsatz ahnde- te; izt bat sie innig Gott, daß er seine Schrit- te von ihr entfernen möge, und dankte ihm inbrünstig, als ihr ein treuer Diener, der ihre Sorge errieth, heimlich zuflüsterte, daß der Graf schon zwei Stunden vorher auf seinem schnell- sten Reitpferde ausgeritten, und wahrscheinlich entflohen sei. Man untersuchte strenge, und erstattete, wie man ihn nicht fand, Bericht. Die Wuth des Fürsten ward dadurch hoch ge- reizt, alle seine Husaren mußten aufsitzen, und mit Steckbriefen in der Hand das Land durch- jagen. Die Post hatte nicht Pferde genug, um alle Kuriere zu fördern, welche mit den drin- gendsten Ersuchschreiben in die benachbarten
ſuchen, den Thaͤter ohne Schonung arretiren, und in jedem Falle ſein ganzes Haab und Ei- genthum verſiegeln ſollten.
Die Arme zitterte und bebte, ſie hatte kurz vorher geweint, weil der Graf ſo lange nicht heimkehrte, und ſie ſeinen Vorſatz ahnde- te; izt bat ſie innig Gott, daß er ſeine Schrit- te von ihr entfernen moͤge, und dankte ihm inbruͤnſtig, als ihr ein treuer Diener, der ihre Sorge errieth, heimlich zufluͤſterte, daß der Graf ſchon zwei Stunden vorher auf ſeinem ſchnell- ſten Reitpferde ausgeritten, und wahrſcheinlich entflohen ſei. Man unterſuchte ſtrenge, und erſtattete, wie man ihn nicht fand, Bericht. Die Wuth des Fuͤrſten ward dadurch hoch ge- reizt, alle ſeine Huſaren mußten aufſitzen, und mit Steckbriefen in der Hand das Land durch- jagen. Die Poſt hatte nicht Pferde genug, um alle Kuriere zu foͤrdern, welche mit den drin- gendſten Erſuchſchreiben in die benachbarten
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0115"n="105"/>ſuchen, den Thaͤter ohne Schonung arretiren,<lb/>
und in jedem Falle ſein ganzes Haab und Ei-<lb/>
genthum verſiegeln ſollten.</p><lb/><p>Die Arme zitterte und bebte, ſie hatte<lb/>
kurz vorher geweint, weil der Graf ſo lange<lb/>
nicht heimkehrte, und ſie ſeinen Vorſatz ahnde-<lb/>
te; izt bat ſie innig Gott, daß er ſeine Schrit-<lb/>
te von ihr entfernen moͤge, und dankte ihm<lb/>
inbruͤnſtig, als ihr ein treuer Diener, der ihre<lb/>
Sorge errieth, heimlich zufluͤſterte, daß der Graf<lb/>ſchon zwei Stunden vorher auf ſeinem ſchnell-<lb/>ſten Reitpferde ausgeritten, und wahrſcheinlich<lb/>
entflohen ſei. Man unterſuchte ſtrenge, und<lb/>
erſtattete, wie man ihn nicht fand, Bericht.<lb/>
Die Wuth des Fuͤrſten ward dadurch hoch ge-<lb/>
reizt, alle ſeine Huſaren mußten aufſitzen, und<lb/>
mit Steckbriefen in der Hand das Land durch-<lb/>
jagen. Die Poſt hatte nicht Pferde genug, um<lb/>
alle Kuriere zu foͤrdern, welche mit den drin-<lb/>
gendſten Erſuchſchreiben in die benachbarten<lb/></p></div></body></text></TEI>
[105/0115]
ſuchen, den Thaͤter ohne Schonung arretiren,
und in jedem Falle ſein ganzes Haab und Ei-
genthum verſiegeln ſollten.
Die Arme zitterte und bebte, ſie hatte
kurz vorher geweint, weil der Graf ſo lange
nicht heimkehrte, und ſie ſeinen Vorſatz ahnde-
te; izt bat ſie innig Gott, daß er ſeine Schrit-
te von ihr entfernen moͤge, und dankte ihm
inbruͤnſtig, als ihr ein treuer Diener, der ihre
Sorge errieth, heimlich zufluͤſterte, daß der Graf
ſchon zwei Stunden vorher auf ſeinem ſchnell-
ſten Reitpferde ausgeritten, und wahrſcheinlich
entflohen ſei. Man unterſuchte ſtrenge, und
erſtattete, wie man ihn nicht fand, Bericht.
Die Wuth des Fuͤrſten ward dadurch hoch ge-
reizt, alle ſeine Huſaren mußten aufſitzen, und
mit Steckbriefen in der Hand das Land durch-
jagen. Die Poſt hatte nicht Pferde genug, um
alle Kuriere zu foͤrdern, welche mit den drin-
gendſten Erſuchſchreiben in die benachbarten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/115>, abgerufen am 09.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.