binnen drei Tagen dem Fürsten nebst den ge- schloßnen Akten auch das Todesurtheil und den Befehl zur Vermögenskonfiskazion vorlegen konnte.
Der unglückliche Graf hatte die Untersu- chung durch sein freiwilliges Geständniß sehr erleichtert, er appellirte an die Gnade seines Fürsten, aber sie ward verweigert, und To- desurtheil und Befehl sogleich unterschrieben. Indeß der Fürst zu seiner Geliebten eilte, um für diese Nachricht einen günstigen Blick zu erndten, eilten die Kommissairs in das Haus der unglücklichen Präsidentin. Hofnung, den Theuern zu retten, hatte sie aus ihren Ohn- machten geweckt, Begierde, sein Leben zu fri- sten, hatte sie durch diese angstvollen Tage aufrecht erhalten. Sie ließ unter dieser Zeit nichts unversucht, um ihren edlen Zweck zu erreichen; sie flehte bei dem Fürsten um Au- dienz, er verweigerte sie strenge, sie suchte oft
binnen drei Tagen dem Fuͤrſten nebſt den ge- ſchloßnen Akten auch das Todesurtheil und den Befehl zur Vermoͤgenskonfiskazion vorlegen konnte.
Der ungluͤckliche Graf hatte die Unterſu- chung durch ſein freiwilliges Geſtaͤndniß ſehr erleichtert, er appellirte an die Gnade ſeines Fuͤrſten, aber ſie ward verweigert, und To- desurtheil und Befehl ſogleich unterſchrieben. Indeß der Fuͤrſt zu ſeiner Geliebten eilte, um fuͤr dieſe Nachricht einen guͤnſtigen Blick zu erndten, eilten die Kommiſſairs in das Haus der ungluͤcklichen Praͤſidentin. Hofnung, den Theuern zu retten, hatte ſie aus ihren Ohn- machten geweckt, Begierde, ſein Leben zu fri- ſten, hatte ſie durch dieſe angſtvollen Tage aufrecht erhalten. Sie ließ unter dieſer Zeit nichts unverſucht, um ihren edlen Zweck zu erreichen; ſie flehte bei dem Fuͤrſten um Au- dienz, er verweigerte ſie ſtrenge, ſie ſuchte oft
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binnen drei Tagen dem Fuͤrſten nebſt den ge-
ſchloßnen Akten auch das Todesurtheil und den
Befehl zur Vermoͤgenskonfiskazion vorlegen
konnte.
Der ungluͤckliche Graf hatte die Unterſu-
chung durch ſein freiwilliges Geſtaͤndniß ſehr
erleichtert, er appellirte an die Gnade ſeines
Fuͤrſten, aber ſie ward verweigert, und To-
desurtheil und Befehl ſogleich unterſchrieben.
Indeß der Fuͤrſt zu ſeiner Geliebten eilte, um
fuͤr dieſe Nachricht einen guͤnſtigen Blick zu
erndten, eilten die Kommiſſairs in das Haus
der ungluͤcklichen Praͤſidentin. Hofnung, den
Theuern zu retten, hatte ſie aus ihren Ohn-
machten geweckt, Begierde, ſein Leben zu fri-
ſten, hatte ſie durch dieſe angſtvollen Tage
aufrecht erhalten. Sie ließ unter dieſer Zeit
nichts unverſucht, um ihren edlen Zweck zu
erreichen; ſie flehte bei dem Fuͤrſten um Au-
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/119>, abgerufen am 21.11.2024.
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