gehen die Flüchtlinge ohne Aufenthalt nach der bestimmten Schäferei, und melden sich bei dem Vorsteher derselben. Er hat den gemeß- nen Auftrag von mir erhalten, sie in seine Dienste aufzunehmen, und ob sie gleich der Absicht, die ich ihm erzählte, keinesweges ent- sprechen werden, so ist der gute Alte doch viel zu demüthig, als daß ers wagen sollte, ihre verborgnen Kenntnisse zu bezweifeln. Dies ist, nach reifer Ueberlegung, die einzige Art, durch welche ich den Grafen sichern Aufenthalt in meinem Lande gewähren kann, er muß es sich schlechterdings gefallen lassen, wenigstens durch einige Zeit meine Schaafe zu hüten, weil er sich nur in dieser einsamen Gegend dem wach- samen Auge aller meiner Beamten entziehen kann, die durch mich den ernsten Befehl er- hielten, nach dem Entflohnen umher zu spä- hen. Ein Befehl, den ich auf dringendes Er- suchen deines Fürsten ergehen ließ, und nun
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gehen die Fluͤchtlinge ohne Aufenthalt nach der beſtimmten Schaͤferei, und melden ſich bei dem Vorſteher derſelben. Er hat den gemeß- nen Auftrag von mir erhalten, ſie in ſeine Dienſte aufzunehmen, und ob ſie gleich der Abſicht, die ich ihm erzaͤhlte, keinesweges ent- ſprechen werden, ſo iſt der gute Alte doch viel zu demuͤthig, als daß ers wagen ſollte, ihre verborgnen Kenntniſſe zu bezweifeln. Dies iſt, nach reifer Ueberlegung, die einzige Art, durch welche ich den Grafen ſichern Aufenthalt in meinem Lande gewaͤhren kann, er muß es ſich ſchlechterdings gefallen laſſen, wenigſtens durch einige Zeit meine Schaafe zu huͤten, weil er ſich nur in dieſer einſamen Gegend dem wach- ſamen Auge aller meiner Beamten entziehen kann, die durch mich den ernſten Befehl er- hielten, nach dem Entflohnen umher zu ſpaͤ- hen. Ein Befehl, den ich auf dringendes Er- ſuchen deines Fuͤrſten ergehen ließ, und nun
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gehen die Fluͤchtlinge ohne Aufenthalt nach der
beſtimmten Schaͤferei, und melden ſich bei
dem Vorſteher derſelben. Er hat den gemeß-
nen Auftrag von mir erhalten, ſie in ſeine
Dienſte aufzunehmen, und ob ſie gleich der
Abſicht, die ich ihm erzaͤhlte, keinesweges ent-
ſprechen werden, ſo iſt der gute Alte doch viel
zu demuͤthig, als daß ers wagen ſollte, ihre
verborgnen Kenntniſſe zu bezweifeln. Dies iſt,
nach reifer Ueberlegung, die einzige Art, durch
welche ich den Grafen ſichern Aufenthalt in
meinem Lande gewaͤhren kann, er muß es ſich
ſchlechterdings gefallen laſſen, wenigſtens durch
einige Zeit meine Schaafe zu huͤten, weil er
ſich nur in dieſer einſamen Gegend dem wach-
ſamen Auge aller meiner Beamten entziehen
kann, die durch mich den ernſten Befehl er-
hielten, nach dem Entflohnen umher zu ſpaͤ-
hen. Ein Befehl, den ich auf dringendes Er-
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/157>, abgerufen am 25.11.2024.
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