war, eine kurze, nur drei Jahr dauernde Ka- pitulazion zugestanden habe, auch nebenbei noch versichert hatte, daß ihm diese Zeit als eine bei seinem Handwerke nöthige Wander- schaft angerechnet werden solle, so troknete die Mutter ihre Thränen, und der Vater blickte wieder heiter in die Zukunft.
Wilhelm, so nannte sich der Jüngling, liebte sein Mädchen mit dem ersten Feuer der brausenden Jugend. Die Kaserne der Grana- diere stand nahe am Schlosse, er konnte als ein Liebling des Marggrafen -- denn dies war jeder Granadier -- dort ungehindert aus und eingehen, und sein Mädchen öfters sehen und sprechen. Schon dieser Vorzug minderte die Härte seines Standes, und die Hofnung, daß sie nur eine kurze Zeit dauern werde, tilgte seine Trauer bald ganz. Er war bald wieder der fröhliche Wilhelm, und tröstete sein Mäd- chen, wenn ihr thränender Blick auf seinem
war, eine kurze, nur drei Jahr dauernde Ka- pitulazion zugeſtanden habe, auch nebenbei noch verſichert hatte, daß ihm dieſe Zeit als eine bei ſeinem Handwerke noͤthige Wander- ſchaft angerechnet werden ſolle, ſo troknete die Mutter ihre Thraͤnen, und der Vater blickte wieder heiter in die Zukunft.
Wilhelm, ſo nannte ſich der Juͤngling, liebte ſein Maͤdchen mit dem erſten Feuer der brauſenden Jugend. Die Kaſerne der Grana- diere ſtand nahe am Schloſſe, er konnte als ein Liebling des Marggrafen — denn dies war jeder Granadier — dort ungehindert aus und eingehen, und ſein Maͤdchen oͤfters ſehen und ſprechen. Schon dieſer Vorzug minderte die Haͤrte ſeines Standes, und die Hofnung, daß ſie nur eine kurze Zeit dauern werde, tilgte ſeine Trauer bald ganz. Er war bald wieder der froͤhliche Wilhelm, und troͤſtete ſein Maͤd- chen, wenn ihr thraͤnender Blick auf ſeinem
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war, eine kurze, nur drei Jahr dauernde Ka-
pitulazion zugeſtanden habe, auch nebenbei
noch verſichert hatte, daß ihm dieſe Zeit als
eine bei ſeinem Handwerke noͤthige Wander-
ſchaft angerechnet werden ſolle, ſo troknete
die Mutter ihre Thraͤnen, und der Vater
blickte wieder heiter in die Zukunft.
Wilhelm, ſo nannte ſich der Juͤngling,
liebte ſein Maͤdchen mit dem erſten Feuer der
brauſenden Jugend. Die Kaſerne der Grana-
diere ſtand nahe am Schloſſe, er konnte als
ein Liebling des Marggrafen — denn dies war
jeder Granadier — dort ungehindert aus und
eingehen, und ſein Maͤdchen oͤfters ſehen und
ſprechen. Schon dieſer Vorzug minderte die
Haͤrte ſeines Standes, und die Hofnung, daß
ſie nur eine kurze Zeit dauern werde, tilgte
ſeine Trauer bald ganz. Er war bald wieder
der froͤhliche Wilhelm, und troͤſtete ſein Maͤd-
chen, wenn ihr thraͤnender Blick auf ſeinem
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/17>, abgerufen am 21.11.2024.
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