beides. Du bist ewig verdammt! schallte es in sein Ohr und drang durch alle Nerven. Ich bin ewig verdammt! lallte sein Mund, er eilte aus der Kirche, und wie sein Beichtva- ter nach ihm fragte, war er schon aus der Ge- gend verschwunden.
Erst nach sechs langen Wochen, kehrte er zur harrenden Gattin heim. Sein armes Pferd, das matt unter ihm wankte, auf zwei Füssen hinkte, und äusserst mager war, er- kannte wahrscheinlich die nahe Heimath, durch welche der arme Wahnsinnige eben ziehen woll- te, und trug ihn zum Stalle, in welchem es bessere Pflege kannte. Hier fand es am Abende der Knecht, und seinen Herrn auf diesem, er mußte sich mühen, ihn für diesen zu achten, weil die wilden, starren Blicke den Unglückli- chen äusserst verstellten. Sein Geschrei: Der Hauswirth ist heimgekehrt! erregte anfangs Freude im ganzen Hause, alle eilten ihm mit
beides. Du biſt ewig verdammt! ſchallte es in ſein Ohr und drang durch alle Nerven. Ich bin ewig verdammt! lallte ſein Mund, er eilte aus der Kirche, und wie ſein Beichtva- ter nach ihm fragte, war er ſchon aus der Ge- gend verſchwunden.
Erſt nach ſechs langen Wochen, kehrte er zur harrenden Gattin heim. Sein armes Pferd, das matt unter ihm wankte, auf zwei Fuͤſſen hinkte, und aͤuſſerſt mager war, er- kannte wahrſcheinlich die nahe Heimath, durch welche der arme Wahnſinnige eben ziehen woll- te, und trug ihn zum Stalle, in welchem es beſſere Pflege kannte. Hier fand es am Abende der Knecht, und ſeinen Herrn auf dieſem, er mußte ſich muͤhen, ihn fuͤr dieſen zu achten, weil die wilden, ſtarren Blicke den Ungluͤckli- chen aͤuſſerſt verſtellten. Sein Geſchrei: Der Hauswirth iſt heimgekehrt! erregte anfangs Freude im ganzen Hauſe, alle eilten ihm mit
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beides. Du biſt ewig verdammt! ſchallte es
in ſein Ohr und drang durch alle Nerven. Ich
bin ewig verdammt! lallte ſein Mund, er
eilte aus der Kirche, und wie ſein Beichtva-
ter nach ihm fragte, war er ſchon aus der Ge-
gend verſchwunden.
Erſt nach ſechs langen Wochen, kehrte er
zur harrenden Gattin heim. Sein armes
Pferd, das matt unter ihm wankte, auf zwei
Fuͤſſen hinkte, und aͤuſſerſt mager war, er-
kannte wahrſcheinlich die nahe Heimath, durch
welche der arme Wahnſinnige eben ziehen woll-
te, und trug ihn zum Stalle, in welchem es
beſſere Pflege kannte. Hier fand es am Abende
der Knecht, und ſeinen Herrn auf dieſem, er
mußte ſich muͤhen, ihn fuͤr dieſen zu achten,
weil die wilden, ſtarren Blicke den Ungluͤckli-
chen aͤuſſerſt verſtellten. Sein Geſchrei: Der
Hauswirth iſt heimgekehrt! erregte anfangs
Freude im ganzen Hauſe, alle eilten ihm mit
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/216>, abgerufen am 24.11.2024.
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