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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796.

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Man dachte endlich an den Mönch, und
an den Eindruck, den derselbe auf Edeldrud,
und diese auf ihn gemacht hatte: aber bei
der Kunde nach diesem ward ihnen zur Ant-
wort, daß er an einem hitzigen Fieber dar-
nieder liege, und daß man an seinem Leben
zweifle. Also war auch hier keine Auskunft
zu erwarten.

Hugo, der dem Glück seiner Liebe sich
so nahe glaubte, sah sich immer weiter da-
von entfernt. Der Kaiser Ludwig, den Re-
gierungsgeschäfte nach München riefen, ließ
Zubereitungen treffen, um dahin aufzubre-
chen. Hugo war genöthiget, demselben zu
folgen, allein Kleta unbeschützt zurück zu
lassen, schien ihm unmöglich. Er versuchte
alles, seine Kleta zu einer Verbindung mit
ihm zu bereden. Sie war es zufrieden,
wenn ein Priester den schrecklichen Fluch ih-
rer Mutter lösen würde. Sehr bald fand

Man dachte endlich an den Moͤnch, und
an den Eindruck, den derſelbe auf Edeldrud,
und dieſe auf ihn gemacht hatte: aber bei
der Kunde nach dieſem ward ihnen zur Ant-
wort, daß er an einem hitzigen Fieber dar-
nieder liege, und daß man an ſeinem Leben
zweifle. Alſo war auch hier keine Auskunft
zu erwarten.

Hugo, der dem Gluͤck ſeiner Liebe ſich
ſo nahe glaubte, ſah ſich immer weiter da-
von entfernt. Der Kaiſer Ludwig, den Re-
gierungsgeſchaͤfte nach Muͤnchen riefen, ließ
Zubereitungen treffen, um dahin aufzubre-
chen. Hugo war genoͤthiget, demſelben zu
folgen, allein Kleta unbeſchuͤtzt zuruͤck zu
laſſen, ſchien ihm unmoͤglich. Er verſuchte
alles, ſeine Kleta zu einer Verbindung mit
ihm zu bereden. Sie war es zufrieden,
wenn ein Prieſter den ſchrecklichen Fluch ih-
rer Mutter loͤſen wuͤrde. Sehr bald fand

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[215/0225] Man dachte endlich an den Moͤnch, und an den Eindruck, den derſelbe auf Edeldrud, und dieſe auf ihn gemacht hatte: aber bei der Kunde nach dieſem ward ihnen zur Ant- wort, daß er an einem hitzigen Fieber dar- nieder liege, und daß man an ſeinem Leben zweifle. Alſo war auch hier keine Auskunft zu erwarten. Hugo, der dem Gluͤck ſeiner Liebe ſich ſo nahe glaubte, ſah ſich immer weiter da- von entfernt. Der Kaiſer Ludwig, den Re- gierungsgeſchaͤfte nach Muͤnchen riefen, ließ Zubereitungen treffen, um dahin aufzubre- chen. Hugo war genoͤthiget, demſelben zu folgen, allein Kleta unbeſchuͤtzt zuruͤck zu laſſen, ſchien ihm unmoͤglich. Er verſuchte alles, ſeine Kleta zu einer Verbindung mit ihm zu bereden. Sie war es zufrieden, wenn ein Prieſter den ſchrecklichen Fluch ih- rer Mutter loͤſen wuͤrde. Sehr bald fand

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Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/225>, abgerufen am 21.11.2024.