Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Mönch. (auf Kleta zeigend) Ste-
he erst dieser bei, dann will ich weiter mit
dir sprechen. Meine Nachricht war ihrem
Ohre zu schrecklich, sie sinkt, stehe ihr bei,
ich vermags nicht!

Erst als Kleta wirklich sank, eilte Hu-
go zu ihrer Hülfe herbei, die er selbst nö-
thig hatte, weil die Schreckensworte des
Unbekannten all sein Glück, alle seine fro-
hen Aussichten mit einmal vernichteten. Er
schlepte die Ohnmächtige nach ihrem Ge-
mache, und eilte in den Garten zurück,
[um] die schreckliche Nachricht besser zu prü-
fen, sie mit allen möglichen Gegengründen
zu bestreiten. Aber bald ward ihm volle
Gewißheit seines Unglücks.

Sein ehemaliger Pflegvater, der Edle
von Immenthal, hatte ihn lange Zeit als
seinen eignen Sohn erzogen, wie er aber

Moͤnch. (auf Kleta zeigend) Ste-
he erſt dieſer bei, dann will ich weiter mit
dir ſprechen. Meine Nachricht war ihrem
Ohre zu ſchrecklich, ſie ſinkt, ſtehe ihr bei,
ich vermags nicht!

Erſt als Kleta wirklich ſank, eilte Hu-
go zu ihrer Huͤlfe herbei, die er ſelbſt noͤ-
thig hatte, weil die Schreckensworte des
Unbekannten all ſein Gluͤck, alle ſeine fro-
hen Ausſichten mit einmal vernichteten. Er
ſchlepte die Ohnmaͤchtige nach ihrem Ge-
mache, und eilte in den Garten zuruͤck,
[um] die ſchreckliche Nachricht beſſer zu pruͤ-
fen, ſie mit allen moͤglichen Gegengruͤnden
zu beſtreiten. Aber bald ward ihm volle
Gewißheit ſeines Ungluͤcks.

Sein ehemaliger Pflegvater, der Edle
von Immenthal, hatte ihn lange Zeit als
ſeinen eignen Sohn erzogen, wie er aber

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0228" n="218"/>
        <p><hi rendition="#g">Mo&#x0364;nch. (auf Kleta zeigend)</hi> Ste-<lb/>
he er&#x017F;t die&#x017F;er bei, dann will ich weiter mit<lb/>
dir &#x017F;prechen. Meine Nachricht war ihrem<lb/>
Ohre zu &#x017F;chrecklich, &#x017F;ie &#x017F;inkt, &#x017F;tehe ihr bei,<lb/>
ich vermags nicht!</p><lb/>
        <p>Er&#x017F;t als Kleta wirklich &#x017F;ank, eilte Hu-<lb/>
go zu ihrer Hu&#x0364;lfe herbei, die er &#x017F;elb&#x017F;t no&#x0364;-<lb/>
thig hatte, weil die Schreckensworte des<lb/>
Unbekannten all &#x017F;ein Glu&#x0364;ck, alle &#x017F;eine fro-<lb/>
hen Aus&#x017F;ichten mit einmal vernichteten. Er<lb/>
&#x017F;chlepte die Ohnma&#x0364;chtige nach ihrem Ge-<lb/>
mache, und eilte in den Garten zuru&#x0364;ck,<lb/><supplied>um</supplied> die &#x017F;chreckliche Nachricht be&#x017F;&#x017F;er zu pru&#x0364;-<lb/>
fen, &#x017F;ie mit allen mo&#x0364;glichen Gegengru&#x0364;nden<lb/>
zu be&#x017F;treiten. Aber bald ward ihm volle<lb/>
Gewißheit &#x017F;eines Unglu&#x0364;cks.</p><lb/>
        <p>Sein ehemaliger Pflegvater, der Edle<lb/>
von Immenthal, hatte ihn lange Zeit als<lb/>
&#x017F;einen eignen Sohn erzogen, wie er aber<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[218/0228] Moͤnch. (auf Kleta zeigend) Ste- he erſt dieſer bei, dann will ich weiter mit dir ſprechen. Meine Nachricht war ihrem Ohre zu ſchrecklich, ſie ſinkt, ſtehe ihr bei, ich vermags nicht! Erſt als Kleta wirklich ſank, eilte Hu- go zu ihrer Huͤlfe herbei, die er ſelbſt noͤ- thig hatte, weil die Schreckensworte des Unbekannten all ſein Gluͤck, alle ſeine fro- hen Ausſichten mit einmal vernichteten. Er ſchlepte die Ohnmaͤchtige nach ihrem Ge- mache, und eilte in den Garten zuruͤck, um die ſchreckliche Nachricht beſſer zu pruͤ- fen, ſie mit allen moͤglichen Gegengruͤnden zu beſtreiten. Aber bald ward ihm volle Gewißheit ſeines Ungluͤcks. Sein ehemaliger Pflegvater, der Edle von Immenthal, hatte ihn lange Zeit als ſeinen eignen Sohn erzogen, wie er aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/228
Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/228>, abgerufen am 18.05.2024.