Ha, ich verstehe, sprach dieser, du willst prüfen: Ob ich dein Vater bin? Da nimm (indem er ihm die andre Hälfte reichte) und sieh zu, ob sie nicht eins aus- machen. Hugo fügte die Stücke zitternd zu- sammen, und sank überzeugend zu des Mönchs Füssen nieder. Wenn du mir auch den Todesbecher reichst, so soll diese Grau- samkeit mich doch nicht hindern, dich als Vater zu grüssen und zu ehren. Der Mönch sank gerührt an seine Brust hinab, sie fühl- ten noch lange, ehe Hugo es wagte den wie- dergefundenen Vater zu fragen: Ob sein ge- liebtes Weib würklich seine Schwester sei? Ob Trennung von ihr ihn würklich gränzen- los elend machen müsse?
Mönch. Wollte Gott, ich könnte dich trösten! Wollte Gott, ich hätte deine un-
mit dem Ringe in der Hand, zitternd dem Moͤnche.
Ha, ich verſtehe, ſprach dieſer, du willſt pruͤfen: Ob ich dein Vater bin? Da nimm (indem er ihm die andre Haͤlfte reichte) und ſieh zu, ob ſie nicht eins aus- machen. Hugo fuͤgte die Stuͤcke zitternd zu- ſammen, und ſank uͤberzeugend zu des Moͤnchs Fuͤſſen nieder. Wenn du mir auch den Todesbecher reichſt, ſo ſoll dieſe Grau- ſamkeit mich doch nicht hindern, dich als Vater zu gruͤſſen und zu ehren. Der Moͤnch ſank geruͤhrt an ſeine Bruſt hinab, ſie fuͤhl- ten noch lange, ehe Hugo es wagte den wie- dergefundenen Vater zu fragen: Ob ſein ge- liebtes Weib wuͤrklich ſeine Schweſter ſei? Ob Trennung von ihr ihn wuͤrklich graͤnzen- los elend machen muͤſſe?
Moͤnch. Wollte Gott, ich koͤnnte dich troͤſten! Wollte Gott, ich haͤtte deine un-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0231"n="221"/>
mit dem Ringe in der Hand, zitternd dem<lb/>
Moͤnche.</p><lb/><p>Ha, ich verſtehe, ſprach dieſer, du willſt<lb/>
pruͤfen: Ob ich dein Vater bin? Da nimm<lb/>
(<hirendition="#g">indem er ihm die andre Haͤlfte<lb/>
reichte</hi>) und ſieh zu, ob ſie nicht eins aus-<lb/>
machen. Hugo fuͤgte die Stuͤcke zitternd zu-<lb/>ſammen, und ſank uͤberzeugend zu des<lb/>
Moͤnchs Fuͤſſen nieder. Wenn du mir auch<lb/>
den Todesbecher reichſt, ſo ſoll dieſe Grau-<lb/>ſamkeit mich doch nicht hindern, dich als<lb/>
Vater zu gruͤſſen und zu ehren. Der Moͤnch<lb/>ſank geruͤhrt an ſeine Bruſt hinab, ſie fuͤhl-<lb/>
ten noch lange, ehe Hugo es wagte den wie-<lb/>
dergefundenen Vater zu fragen: Ob ſein ge-<lb/>
liebtes Weib wuͤrklich ſeine Schweſter ſei?<lb/>
Ob Trennung von ihr ihn wuͤrklich graͤnzen-<lb/>
los elend machen muͤſſe?</p><lb/><p><hirendition="#g">Moͤnch</hi>. Wollte Gott, ich koͤnnte dich<lb/>
troͤſten! Wollte Gott, ich haͤtte deine un-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[221/0231]
mit dem Ringe in der Hand, zitternd dem
Moͤnche.
Ha, ich verſtehe, ſprach dieſer, du willſt
pruͤfen: Ob ich dein Vater bin? Da nimm
(indem er ihm die andre Haͤlfte
reichte) und ſieh zu, ob ſie nicht eins aus-
machen. Hugo fuͤgte die Stuͤcke zitternd zu-
ſammen, und ſank uͤberzeugend zu des
Moͤnchs Fuͤſſen nieder. Wenn du mir auch
den Todesbecher reichſt, ſo ſoll dieſe Grau-
ſamkeit mich doch nicht hindern, dich als
Vater zu gruͤſſen und zu ehren. Der Moͤnch
ſank geruͤhrt an ſeine Bruſt hinab, ſie fuͤhl-
ten noch lange, ehe Hugo es wagte den wie-
dergefundenen Vater zu fragen: Ob ſein ge-
liebtes Weib wuͤrklich ſeine Schweſter ſei?
Ob Trennung von ihr ihn wuͤrklich graͤnzen-
los elend machen muͤſſe?
Moͤnch. Wollte Gott, ich koͤnnte dich
troͤſten! Wollte Gott, ich haͤtte deine un-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/231>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.