es durch dringende Bitte beim Kaiser erhal- ten, daß du den Meinigen führen darfst. Wollte Gott, ich könnte dir auch meine Veste zum Erbtheile hinterlassen, aber, ehe ich diese zweite Bitte an den Kaiser wagte, war mit dieser schon ein verdienter Krieger be- lehnt worden, ich kann dir nichts als mein Schwerdt hinterlassen, welches dir, wenn du es gut führst, erst eine ähnliche Beloh- nung erwerben muß.
Hugo erinnerte sich izt dieser Worte. Er trug die Hälfte des goldnen Rings stets auf seiner Brust, er war stolz auf seinen unglücklichen Vater, dem der izt regierende Kaiser schon längst zu verzeihen geneigt war; er wünschte oft sehnlich, ihn zu sehen und zu umarmen, aber er wähnte nicht, daß die Erfüllung dieses Wunsches ihn höchst un- glücklich machen würde. Izt nahte er sich,
es durch dringende Bitte beim Kaiſer erhal- ten, daß du den Meinigen fuͤhren darfſt. Wollte Gott, ich koͤnnte dir auch meine Veſte zum Erbtheile hinterlaſſen, aber, ehe ich dieſe zweite Bitte an den Kaiſer wagte, war mit dieſer ſchon ein verdienter Krieger be- lehnt worden, ich kann dir nichts als mein Schwerdt hinterlaſſen, welches dir, wenn du es gut fuͤhrſt, erſt eine aͤhnliche Beloh- nung erwerben muß.
Hugo erinnerte ſich izt dieſer Worte. Er trug die Haͤlfte des goldnen Rings ſtets auf ſeiner Bruſt, er war ſtolz auf ſeinen ungluͤcklichen Vater, dem der izt regierende Kaiſer ſchon laͤngſt zu verzeihen geneigt war; er wuͤnſchte oft ſehnlich, ihn zu ſehen und zu umarmen, aber er waͤhnte nicht, daß die Erfuͤllung dieſes Wunſches ihn hoͤchſt un- gluͤcklich machen wuͤrde. Izt nahte er ſich,
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es durch dringende Bitte beim Kaiſer erhal-
ten, daß du den Meinigen fuͤhren darfſt.
Wollte Gott, ich koͤnnte dir auch meine Veſte
zum Erbtheile hinterlaſſen, aber, ehe ich
dieſe zweite Bitte an den Kaiſer wagte, war
mit dieſer ſchon ein verdienter Krieger be-
lehnt worden, ich kann dir nichts als mein
Schwerdt hinterlaſſen, welches dir, wenn
du es gut fuͤhrſt, erſt eine aͤhnliche Beloh-
nung erwerben muß.
Hugo erinnerte ſich izt dieſer Worte.
Er trug die Haͤlfte des goldnen Rings ſtets
auf ſeiner Bruſt, er war ſtolz auf ſeinen
ungluͤcklichen Vater, dem der izt regierende
Kaiſer ſchon laͤngſt zu verzeihen geneigt war;
er wuͤnſchte oft ſehnlich, ihn zu ſehen und
zu umarmen, aber er waͤhnte nicht, daß
die Erfuͤllung dieſes Wunſches ihn hoͤchſt un-
gluͤcklich machen wuͤrde. Izt nahte er ſich,
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/230>, abgerufen am 21.11.2024.
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