Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

stes erreichte, sah ich ihn mit seiner ganzen
Macht gegen uns anziehen. Ich gedachte mei-
ner Edeldrud und ihres Kindes, und sandte
sogleich dreisig Reiter ab, damit sie aufs eilig-
ste Weiber, Kinder, und die in den Höhlen
verborgnen Schätze retten möchten. Ich be-
schied sie nach einem andern, uns wohlbekann-
ten Forste, und versprach gegen die Sieger
wenigstens so lange zu kämpfen, bis ich alles
gerettet, und in Sicherheit zu seyn achten
würde.

Der Herzog näherte sich würklich, er hatte
neuen Widerstand nicht vermuthet, seine
Reiter wichen anfangs zurück, wie wir uns,
beschüzt von den Bäumen, tapfer gegen sie
wehrten. Bald faßten sie aber neuen Muth,
und kämpften mit Vortheil, ich mußte wei-
chen, aber ich leitete sie abseits, und erneuerte
immer den Kampf, um meinen Abgesandten
Zeit zur Rettung zu gönnen. Wie ich alles in

ſtes erreichte, ſah ich ihn mit ſeiner ganzen
Macht gegen uns anziehen. Ich gedachte mei-
ner Edeldrud und ihres Kindes, und ſandte
ſogleich dreiſig Reiter ab, damit ſie aufs eilig-
ſte Weiber, Kinder, und die in den Hoͤhlen
verborgnen Schaͤtze retten moͤchten. Ich be-
ſchied ſie nach einem andern, uns wohlbekann-
ten Forſte, und verſprach gegen die Sieger
wenigſtens ſo lange zu kaͤmpfen, bis ich alles
gerettet, und in Sicherheit zu ſeyn achten
wuͤrde.

Der Herzog naͤherte ſich wuͤrklich, er hatte
neuen Widerſtand nicht vermuthet, ſeine
Reiter wichen anfangs zuruͤck, wie wir uns,
beſchuͤzt von den Baͤumen, tapfer gegen ſie
wehrten. Bald faßten ſie aber neuen Muth,
und kaͤmpften mit Vortheil, ich mußte wei-
chen, aber ich leitete ſie abſeits, und erneuerte
immer den Kampf, um meinen Abgeſandten
Zeit zur Rettung zu goͤnnen. Wie ich alles in

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0242" n="232"/>
&#x017F;tes erreichte, &#x017F;ah ich ihn mit &#x017F;einer ganzen<lb/>
Macht gegen uns anziehen. Ich gedachte mei-<lb/>
ner Edeldrud und ihres Kindes, und &#x017F;andte<lb/>
&#x017F;ogleich drei&#x017F;ig Reiter ab, damit &#x017F;ie aufs eilig-<lb/>
&#x017F;te Weiber, Kinder, und die in den Ho&#x0364;hlen<lb/>
verborgnen Scha&#x0364;tze retten mo&#x0364;chten. Ich be-<lb/>
&#x017F;chied &#x017F;ie nach einem andern, <choice><sic>nns</sic><corr>uns</corr></choice> wohlbekann-<lb/>
ten For&#x017F;te, und ver&#x017F;prach gegen die Sieger<lb/>
wenig&#x017F;tens &#x017F;o lange zu ka&#x0364;mpfen, bis ich alles<lb/>
gerettet, und in Sicherheit zu &#x017F;eyn achten<lb/>
wu&#x0364;rde.</p><lb/>
        <p>Der Herzog na&#x0364;herte &#x017F;ich wu&#x0364;rklich, er hatte<lb/>
neuen Wider&#x017F;tand nicht vermuthet, &#x017F;eine<lb/>
Reiter wichen anfangs zuru&#x0364;ck, wie wir uns,<lb/>
be&#x017F;chu&#x0364;zt von den Ba&#x0364;umen, tapfer gegen &#x017F;ie<lb/>
wehrten. Bald faßten &#x017F;ie aber neuen Muth,<lb/>
und ka&#x0364;mpften mit Vortheil, ich mußte wei-<lb/>
chen, aber ich leitete &#x017F;ie ab&#x017F;eits, und erneuerte<lb/>
immer den Kampf, um meinen Abge&#x017F;andten<lb/>
Zeit zur Rettung zu go&#x0364;nnen. Wie ich alles in<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[232/0242] ſtes erreichte, ſah ich ihn mit ſeiner ganzen Macht gegen uns anziehen. Ich gedachte mei- ner Edeldrud und ihres Kindes, und ſandte ſogleich dreiſig Reiter ab, damit ſie aufs eilig- ſte Weiber, Kinder, und die in den Hoͤhlen verborgnen Schaͤtze retten moͤchten. Ich be- ſchied ſie nach einem andern, uns wohlbekann- ten Forſte, und verſprach gegen die Sieger wenigſtens ſo lange zu kaͤmpfen, bis ich alles gerettet, und in Sicherheit zu ſeyn achten wuͤrde. Der Herzog naͤherte ſich wuͤrklich, er hatte neuen Widerſtand nicht vermuthet, ſeine Reiter wichen anfangs zuruͤck, wie wir uns, beſchuͤzt von den Baͤumen, tapfer gegen ſie wehrten. Bald faßten ſie aber neuen Muth, und kaͤmpften mit Vortheil, ich mußte wei- chen, aber ich leitete ſie abſeits, und erneuerte immer den Kampf, um meinen Abgeſandten Zeit zur Rettung zu goͤnnen. Wie ich alles in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/242
Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/242>, abgerufen am 18.05.2024.