Schritt, und versprach auf seinem Heerzuge in seines Sohnes Veste einzukehren, und sich von seinem Glücke zu überzeugen; auch ent- ließ er ihn des Zuges nach Italien. Ich habe, sprach er liebreich, auch einst innig geliebt, du warst die Frucht dieser Liebe, ich erinnere mich noch wohl, daß gewaltsame Trennung mir beinahe das Leben kostete, ich will nicht so hart, wie mein Vater seyn, will dich nicht trennen von der geliebten Gattin, sie nur se- hen, und segnen.
Reichlicher Schweiß der hastigsten Eile triefte von seinen Wangen, als er mir diese Bothschaft brachte, ich genoß die goldnen Früchte derselben mit ihm, und träumte mir schon die heiterste, glücklichste Zukunft. Mein fester Vorsatz wars, nach vollendeter Versoh- nung meinen Gatten zu bewegen, nach Böh- men zu reisen. Ich kannte die Gegend, in welcher meines Vaters Veste lag, hofte sie
Schritt, und verſprach auf ſeinem Heerzuge in ſeines Sohnes Veſte einzukehren, und ſich von ſeinem Gluͤcke zu uͤberzeugen; auch ent- ließ er ihn des Zuges nach Italien. Ich habe, ſprach er liebreich, auch einſt innig geliebt, du warſt die Frucht dieſer Liebe, ich erinnere mich noch wohl, daß gewaltſame Trennung mir beinahe das Leben koſtete, ich will nicht ſo hart, wie mein Vater ſeyn, will dich nicht trennen von der geliebten Gattin, ſie nur ſe- hen, und ſegnen.
Reichlicher Schweiß der haſtigſten Eile triefte von ſeinen Wangen, als er mir dieſe Bothſchaft brachte, ich genoß die goldnen Fruͤchte derſelben mit ihm, und traͤumte mir ſchon die heiterſte, gluͤcklichſte Zukunft. Mein feſter Vorſatz wars, nach vollendeter Verſoh- nung meinen Gatten zu bewegen, nach Boͤh- men zu reiſen. Ich kannte die Gegend, in welcher meines Vaters Veſte lag, hofte ſie
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Schritt, und verſprach auf ſeinem Heerzuge
in ſeines Sohnes Veſte einzukehren, und ſich
von ſeinem Gluͤcke zu uͤberzeugen; auch ent-
ließ er ihn des Zuges nach Italien. Ich habe,
ſprach er liebreich, auch einſt innig geliebt,
du warſt die Frucht dieſer Liebe, ich erinnere
mich noch wohl, daß gewaltſame Trennung
mir beinahe das Leben koſtete, ich will nicht
ſo hart, wie mein Vater ſeyn, will dich nicht
trennen von der geliebten Gattin, ſie nur ſe-
hen, und ſegnen.
Reichlicher Schweiß der haſtigſten Eile
triefte von ſeinen Wangen, als er mir dieſe
Bothſchaft brachte, ich genoß die goldnen
Fruͤchte derſelben mit ihm, und traͤumte mir
ſchon die heiterſte, gluͤcklichſte Zukunft. Mein
feſter Vorſatz wars, nach vollendeter Verſoh-
nung meinen Gatten zu bewegen, nach Boͤh-
men zu reiſen. Ich kannte die Gegend, in
welcher meines Vaters Veſte lag, hofte ſie
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/272>, abgerufen am 21.11.2024.
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