kehrt, und wurde von dort in den Arrest ge- führt. Man untersuchte sogleich die Wohnun- gen und Sachen aller Arretirten, und fand nicht das geringste, man visirte ihre Schub- säcke, und fand bei Wilhelmen kein Gold, aber das Schnupftuch des Marggrafen, welches da- durch unverkennbar wurde, weil es mit einer Krone und seinem Namen gezeichnet war.
Wilhelm gestand sogleich die That, und zeigte den Ort an, wo er das Gold hinter einem Holzstosse in einem alten Topfe vergra- ben hatte. Er konnte in der Folge selbst nicht sagen, wie es geschah, daß er das verrätheri- sche Tuch nicht vernichtete, nicht von sich warf, er schüttete das Gold aus dem Tuche in den Topf, und steckte es, ohne die Folgen zu be- denken, in einer wahrscheinlich mechanischen Bewegung in den Sack.
kehrt, und wurde von dort in den Arreſt ge- fuͤhrt. Man unterſuchte ſogleich die Wohnun- gen und Sachen aller Arretirten, und fand nicht das geringſte, man viſirte ihre Schub- ſaͤcke, und fand bei Wilhelmen kein Gold, aber das Schnupftuch des Marggrafen, welches da- durch unverkennbar wurde, weil es mit einer Krone und ſeinem Namen gezeichnet war.
Wilhelm geſtand ſogleich die That, und zeigte den Ort an, wo er das Gold hinter einem Holzſtoſſe in einem alten Topfe vergra- ben hatte. Er konnte in der Folge ſelbſt nicht ſagen, wie es geſchah, daß er das verraͤtheri- ſche Tuch nicht vernichtete, nicht von ſich warf, er ſchuͤttete das Gold aus dem Tuche in den Topf, und ſteckte es, ohne die Folgen zu be- denken, in einer wahrſcheinlich mechaniſchen Bewegung in den Sack.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0028"n="18"/>
kehrt, und wurde von dort in den Arreſt ge-<lb/>
fuͤhrt. Man unterſuchte ſogleich die Wohnun-<lb/>
gen und Sachen aller Arretirten, und fand<lb/>
nicht das geringſte, man viſirte ihre Schub-<lb/>ſaͤcke, und fand bei Wilhelmen kein Gold, aber<lb/>
das Schnupftuch des Marggrafen, welches da-<lb/>
durch unverkennbar wurde, weil es mit einer<lb/>
Krone und ſeinem Namen gezeichnet war.</p><lb/><p>Wilhelm geſtand ſogleich die That, und<lb/>
zeigte den Ort an, wo er das Gold hinter<lb/>
einem Holzſtoſſe in einem alten Topfe vergra-<lb/>
ben hatte. Er konnte in der Folge ſelbſt nicht<lb/>ſagen, wie es geſchah, daß er das verraͤtheri-<lb/>ſche Tuch nicht vernichtete, nicht von ſich warf,<lb/>
er ſchuͤttete das Gold aus dem Tuche in den<lb/>
Topf, und ſteckte es, ohne die Folgen zu be-<lb/>
denken, in einer wahrſcheinlich mechaniſchen<lb/>
Bewegung in den Sack.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[18/0028]
kehrt, und wurde von dort in den Arreſt ge-
fuͤhrt. Man unterſuchte ſogleich die Wohnun-
gen und Sachen aller Arretirten, und fand
nicht das geringſte, man viſirte ihre Schub-
ſaͤcke, und fand bei Wilhelmen kein Gold, aber
das Schnupftuch des Marggrafen, welches da-
durch unverkennbar wurde, weil es mit einer
Krone und ſeinem Namen gezeichnet war.
Wilhelm geſtand ſogleich die That, und
zeigte den Ort an, wo er das Gold hinter
einem Holzſtoſſe in einem alten Topfe vergra-
ben hatte. Er konnte in der Folge ſelbſt nicht
ſagen, wie es geſchah, daß er das verraͤtheri-
ſche Tuch nicht vernichtete, nicht von ſich warf,
er ſchuͤttete das Gold aus dem Tuche in den
Topf, und ſteckte es, ohne die Folgen zu be-
denken, in einer wahrſcheinlich mechaniſchen
Bewegung in den Sack.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/28>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.