Sophie sah die Billigkeit ihrer Forderung ein, sie versprach, streng zu gehorchen, nur bat sie flehend, ihr die einzige Erlaubniß zu gönnen, ihm dies Verbot kund zu machen, damit es der Unglückliche nicht für Verachtung von ihrer Seite halte, und dadurch zur Ver- zweiflung gereizt würde. Obgleich die Obrist- hofmeisterin diesen Schritt nicht billigen konnte, so war sie doch großmüthig genug, ihn nicht zu verbieten, doch forderte sie aus- drücklich, daß es nicht durch Sophien selbst, sondern durch einen dritten geschehen müsse, und für die Zukunft kein Briefwechsel statt ha- ben dürfe.
Sophie dankte, und eilte noch am nem- lichen Tage zu Wilhelms Mutter, welche sie um ihrer Theilnahme willen izt innig liebte, und herzlich gerne als Schwiegertochter um- armt hätte. Dort schrieb sie ihrem Wilhelm alles, und fügte noch manches, was ihn
Sophie ſah die Billigkeit ihrer Forderung ein, ſie verſprach, ſtreng zu gehorchen, nur bat ſie flehend, ihr die einzige Erlaubniß zu goͤnnen, ihm dies Verbot kund zu machen, damit es der Ungluͤckliche nicht fuͤr Verachtung von ihrer Seite halte, und dadurch zur Ver- zweiflung gereizt wuͤrde. Obgleich die Obriſt- hofmeiſterin dieſen Schritt nicht billigen konnte, ſo war ſie doch großmuͤthig genug, ihn nicht zu verbieten, doch forderte ſie aus- druͤcklich, daß es nicht durch Sophien ſelbſt, ſondern durch einen dritten geſchehen muͤſſe, und fuͤr die Zukunft kein Briefwechſel ſtatt ha- ben duͤrfe.
Sophie dankte, und eilte noch am nem- lichen Tage zu Wilhelms Mutter, welche ſie um ihrer Theilnahme willen izt innig liebte, und herzlich gerne als Schwiegertochter um- armt haͤtte. Dort ſchrieb ſie ihrem Wilhelm alles, und fuͤgte noch manches, was ihn
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Sophie ſah die Billigkeit ihrer Forderung
ein, ſie verſprach, ſtreng zu gehorchen, nur
bat ſie flehend, ihr die einzige Erlaubniß zu
goͤnnen, ihm dies Verbot kund zu machen,
damit es der Ungluͤckliche nicht fuͤr Verachtung
von ihrer Seite halte, und dadurch zur Ver-
zweiflung gereizt wuͤrde. Obgleich die Obriſt-
hofmeiſterin dieſen Schritt nicht billigen
konnte, ſo war ſie doch großmuͤthig genug,
ihn nicht zu verbieten, doch forderte ſie aus-
druͤcklich, daß es nicht durch Sophien ſelbſt,
ſondern durch einen dritten geſchehen muͤſſe,
und fuͤr die Zukunft kein Briefwechſel ſtatt ha-
ben duͤrfe.
Sophie dankte, und eilte noch am nem-
lichen Tage zu Wilhelms Mutter, welche ſie
um ihrer Theilnahme willen izt innig liebte,
und herzlich gerne als Schwiegertochter um-
armt haͤtte. Dort ſchrieb ſie ihrem Wilhelm
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/44>, abgerufen am 21.11.2024.
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